"Ob es dir gefällt oder nicht, meine Schöne, du musst es erdulden." Das sagte Wladimir Putin kurz bevor er in der Ukraine gewaltsam einfiel. Es war ein bekannter russischer Vergewaltigungswitz, den er zitierte, "die Schöne" in dem Fall die Ukraine. Die ukrainische Femen-Aktivistin Inna Schevchenko machte in einem "Spiegel"-Kommentar klar, was genau Putin gemeint hatte: "Die 'Schönheit' Ukraine zu zwingen, sich ruhig hinzulegen und den Missbrauch hinzunehmen, das war schon seit einiger Zeit Putins Plan."

Aber was bedeutet das jetzt? Wladimir Putin verharmlost nicht nur Gewalt, er macht sie auch unsichtbar. In Russland bedeutet das für Frauen schon länger nichts Gutes. Im Jahr 2017 hat er häusliche Gewalt von einer Straftat zu einer Ordnungswidrigkeit heruntergestuft. Nur wer mehr als einmal pro Jahr prügelt und auch nur dann, wenn es sichtbare "Schäden" gibt, soll strafrechtlich belangt werden, denn der Staat müsse sich aus Familienangelegenheiten heraushalten. Dazu passt ein weiteres russisches Sprichwort: "Wenn er dich liebt, dann schlägt er dich." Die russische Aktivistin Aljona Popowa beschreibt in einem Essay, wie sich dieses neue Gesetz in der Realität angefühlt hat: "Meine Freundin lebte, aber sie hatte das Kind verloren." Ihr ganzer Körper war blau von den Schlägen. Ihr Partner und Peiniger sei draußen vor der Tür gestanden. "Und sie sagte nur: 'Ich bin selber schuld, ich habe ihn provoziert.'", so Popowa.

Und damit kommen wir nach Österreich und zu unserem heutigen Frauentag. Denn bei uns gibt es das ja zum Glück nicht. Ist das so?
2021 wurden 29 Frauen getötet. Und zwar einzig, weil sie Frauen waren, deshalb spricht man auch von Femiziden. Nur drei dieser 29 wurden nicht von ihrem Partner oder Ex-Partner ums Leben gebracht. Österreich hat mit diesen hohen Zahlen immer einen traurigen Spitzenplatz im EU-Vergleich. Warum töten Männer ihre Frauen? Weil sie sich trennen wollen, weil sie nicht einem traditionellen Rollenbild entsprechen wollen, weil sie nicht "gehorchen" wollen. Weil sie ein autonomes Leben führen wollen.

Aber woher kommt diese Haltung, über einen Menschen, eine Frau, auch über ein Land einfach so Macht ausüben zu wollen? Man würde sich wünschen, dass es nicht "einfach menschlich" ist. Ob es mit Frauen an der Macht besser wäre? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Fest steht, es gab und gibt in der Geschichte Dutzende Beispiele, dass es mit solchen Männern immer schlecht endet. Und an jedem Ende stehen Frauen. In Frauenhäusern, in Krankenhäusern, auf Friedhöfen oder aktuell auf der Flucht aus einem Krieg.

Deshalb müssen wir über patriarchale Strukturen reden, über das "brav sein" von kleinen Mädchen und das "wild sein" von kleinen Buben, denn Gewalt ist ein Erziehungsprozess und den haben wir selbst in der Hand. Als Eltern und als Freunde und als aufmerksame Nachbarn. Genau darum geht es am Weltfrauentag 2022.