Irgendwie will das mit der Leichtigkeit des Seins in dieser Welt nicht mehr so recht funktionieren. Konfliktstoffe und Dysfunktionalität allerorts. Corona, massive Teuerung, Klimakapriolen, Zuspitzung im Russland-Ukraine-Konflikt. "In Europa droht wieder ein Krieg", sagte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz am Wochenende. Man möchte ihm beherzt entgegenhalten: "Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin." Ein Zitat von Bertholt Brecht? Nein. Eine falsche Zuschreibung, die sich wie eine Urban Legend hält. Das Zitat geht auf den US-Schriftsteller Carl Sandburg zurück, der 1936 "Sometime they’ll give a war and nobody will come" in seiner Gedichtsammlung "The people, yes" niederschrieb. Geflügelte Worte in der Hippie- und Friedensbewegung. Die deutsche Version, eher frei übersetzt, machte ein Hamburger Designer erst Anfang der 1980er-Jahre so richtig bekannt.

Stell dir vor, es gibt Krieg … Tanja Maljartschuk ist die Angst davor ins Gesicht geschrieben – wie auch die Sorge um ihre Familie. "Ich glaube nicht, dass sich die Ukraine derzeit vom Westen beschützt fühlt. Aber man darf das Land jetzt nicht im Stich lassen", sagt die ukrainische Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin, die seit mehr als einem Jahrzehnt in Wien lebt. Auch wenn die Anspannung im Land steige, bewahren die Menschen trotzdem Ruhe. Man habe ein Recht auf Selbstbestimmung, aber die Ukrainer hätten sich immer wieder dafür rechtfertigen müssen.

Maljartschuk gehen Horrorszenarien durch den Kopf. "Wir können uns gar nicht vorstellen, was für eine ungeheure Katastrophe ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine wäre", betont sie am Abend in der Diskussionssendung "Im Zentrum". Mehr als 40 Millionen Menschen leben in der Ukraine, "die werden fliehen, die werden sterben, es wird blutig", warnt sie. Millionen Flüchtlinge würden in Richtung Westen aufbrechen. "Wir reden hier über Gas, Öl und Kohle. Dabei geht es um Millionen von Leben. Die Ukrainer sind keine Zahlen in der Statistik", hält Maljartschuk ihren Mitdiskutanten entgegen. "Wir werden keinen Krieg bekommen", ist hingegen der Dokumentarfilmer und Putin-Kenner Hubert Seipel überzeugt.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Kraft der Vernunft. "Stell dir vor, keiner will Krieg …"

Einen pazifistischen Wochenstart wünscht