Heute wäre er 90 geworden: Francois Truffaut, einer der liebsten Regisseure meines Lebens. Kaum ein anderer hat die verworrenen dünnen Fäden zwischen Frau und Mann so gekonnt und sensibel ins Bild gesetzt wie er. Die Welt verdankt ihm Meisterwerke wie „Jules und Jim“ oder „Fahrenheit 451“; in beiden wirkte übrigens Österreichs tragisches Schauspiel-Genie Oskar Werner mit.
Einer meiner absoluten Favoriten ist „Die amerikanische Nacht“ aus 1973, in dem Truffaut seinem Gewerbe ein Denkmal setzte und die junge Jacqueline Bisset berühmt machte. Als unsere Tochter in Ferienjobs auf Filmsets zu arbeiten begann, wollten wir ihr diesen Streifen zeigen. Das gestaltete sich sehr schwierig. Auf dem normalen Videokassettenmarkt war er nicht erhältlich und Youtube gab es noch nicht. Der bekannte und mit mir befreundete Filmproduzent Dieter Pochlatko ließ seine Verbindungen spielen und alsbald konnten wir Feli dieses gelungene Werk über Dreharbeiten zeigen. Es gefiel ihr sehr.
Einmal nach seinen größten Interessen befragt, antwortete Truffaut: „Schöne Frauen und gute Bücher.“ Und so heißt denn auch ein anderer meiner Truffaut-Lieblingsfilme „Der Mann, der die Frauen liebte“.
Darin geht es um einen manischen Schürzenjäger namens Morane, der sinngemäß sagt, die Beine der Frauen seien das „Zirkelmaß der Welt“ und eine nach der anderen adoriert. Truffaut schildert das so behutsam und kunstvoll auf mehreren Ebenen.
Schließlich wird ihm seine Bein-Leidenschaft zum Verhängnis: Er wird von einem Auto überfahren. Ob eine Feministin am Steuer saß, ist nicht bekannt.
Frido Hütter