Dass der Staat eine Spielwiese der Parteien ist und ein Selbstbedienungsladen für ihre Begierden, ist eine Konstante Österreichs. Sie hat sich so tief ins Land eingeschrieben, dass jede Enthüllung keine Entrüstung mehr hervorzurufen vermag, sondern bestenfalls Stoff abwirft für die trostlose Bestätigung eines hygienischen Missstandes, der irgendwann vor lauter Gewöhnung aufhörte, übel zu riechen. Es gibt ihn, seit es diese Republik gibt und Rot und Schwarz das Land in zwei Anspruchshälften aufteilten. Der Proporz half zunächst, das wechselseitige Misstrauen, Schutt aus den Dreißigern, mit der Zuordnung von Mein und Dein zu überwinden. Man brauchte keinen Sideletter, keinen Nebenvertrag mit Schleier. Was wem zustand, vom hohen Staatsposten bis zur kleinen Dorfschule, war allen klar, den Parteien wie den Bürgern.