In wenigen Wochen wird Happy 14 Jahre, das ist für einen Cairn-Terrier ein hohes Alter. Der Winter setzt unserer kleinen Hündin stark zu, wenn es kalt ist, will sie nicht mehr hinaus. Sie sieht nicht mehr gut, und das Laufen auf dem hart gefrorenen Boden bereitet ihr große Mühe. Jeden Tag erhält sie von Astrid zwei Tabletten für ihr Herz, nach dem Spezialfutter Spritzen wegen ihres Diabetes, und zweimal täglich Augentropfen. Sie folgt ihr auf Schritt und Tritt, in ihrer Nähe fühlt sie sich am wohlsten. Der Gedanke, dass ihr Lebensende nicht mehr allzu fern ist, tut weh.
Als ich noch ein Kind war, besaßen wir einen entzückenden Spaniel. Er hatte ein schwarzes Fell, lange Schlappohren und große Augen. Er hieß Rumba, und wir alle liebten ihn. Was ließ er sich nicht alles gefallen! Wir ritten auf ihm, zogen ihn am Schwanz, trugen ihn ins Wasser, wo er schleunigst kehrtmachte und an Land schwamm. Niemals schnappte er nach einer Kinderhand, immer war er geduldig. Er mochte es, in unseren großen Räumen über die Parkettböden zu schlittern, wo die große Spielzeugeisenbahn aufgebaut war – bis Rumba kam und die mühsam verlegten Gleise munter abräumte.
Im Alter konnte er, obwohl er sich beim Gehen schon sehr schwertat, das „Strawanzen“ nicht lassen. Einmal wurde er dabei von einem Auto angefahren. Wir trugen ihn ins Haus und beteten, dass er wieder gesund werde. Aber er erholte sich nicht mehr. Von nun an schlief er die meiste Zeit in seinem Körberl, das eines Tages leer war. Wir suchten ihn überall, riefen, riefen, riefen. Schließlich fand ich ihn im Freien unter einer dichten Hecke. Mit letzter Kraft hatte er sich in den hintersten Winkel des Gartens geschleppt und war dort gestorben. An dieser Stelle machten wir ihm ein Grab. Viele, viele Jahre sind seither vergangen, die Hecke ist längst verwildert und der Platz, an dem wir Rumba begraben hatten, nicht mehr zu sehen. In der Erinnerung lebt er aber immer noch: ein Spaniel mit schwarzem Fell, langen Schlappohren und Augen, mit denen er einen ansah, als würde er alles verstehen.
Gottfried Hofmann-Wellenhof