Es gibt Haushalte, in deren WC dem Benutzer eine kleine Bibliothek zur Verfügung steht, deren Bestückung durchaus Rückschlüsse auf die literarischen Interessen der Bewohner zulässt. Als ich kürzlich unsere jüngste Tochter in ihrer Wiener WG besuchte, fiel mir ein mittlerweile zehn Jahre altes Druckwerk in die Hände, das nach seinem Erhaltungszustand zu schließen seit seinem Erscheinungsjahr dort liegt. Darin ist eine Fülle kurzweiliger und garantiert unnützer Informationen aus allerlei Lebensbereichen gesammelt.
So erfuhr ich beispielsweise, dass ein Mensch im Durchschnitt neun Monate seines Lebens am Klo verbringt, dass die Hymne der Pazifikinsel Vanuatu „Yami yami yami“ heißt, dass der Satz „Lag er am Tore, der Otmar? Egal!“ von hinten gelesen dasselbe ergibt wie von vorn, dass im Jahr 2011 vier Prozent aller US-Amerikaner nicht in einer McDonalds-Filiale eingekehrt waren, dass der deutsche Popstar Dieter Bohlen vor 20 Jahren einen Penisbruch erlitten hatte, dass 45 Prozent der Käufer des bulgarischen „Playboy“ Frauen waren.
Sophie nahm sich trotz ihres dichten Lernprogramms die Zeit, auf ihrem Laptop zu überprüfen, ob man tatsächlich auf der Seite des amerikanischen Militärnachrichtendienstes NSA/CSS landet, wenn man als Webadresse „Illuminati“ rückwärts eintippt und .com dahinter setzt. (Man landet tatsächlich.) Dass der Satz „Fürchte dich nicht“ in der Bibel 366 Mal vorkommt, werde ich wohl nicht persönlich verifizieren. Dass aber ein Mensch mit zugehaltener Nase nicht summen kann, haben wir umgehend erfolgreich ausprobiert. Nicht nur diese Erkenntnis fand ich interessant, sondern auch das mir bislang unbekannte Fremdwort „Phillumenie“ für das Sammeln von Streichholzschachteln.
Gefreut hat mich auch eine Studie, der zufolge Männer, deren Ringfinger länger sind als ihre Zeigefinger, in der Regel attraktiver sind und besser bei Frauen ankommen, da meine Hände tatsächlich diese anatomische Konstellation aufweisen. Die Freude währte kurz, denn drei Seiten weiter lernte ich, dass 33 Prozent aller Statistiken weltweit gefälscht sind.
Gottfried Hofmann-Wellenhof