Heute ist Freitag, ein Fenstertag. Wissen Sie, warum der Fenstertag Fenstertag heißt? Ich wusste es nicht. Hatte es nicht auf der Liste der großen Menschheitsfragen. Es soll übrigens selbstoptimierungsbegabte Leute geben, die als erste Handlung im Neuen Jahr nachschauen, wie viele Fenstertage es bereithält. Danach geben sie ihr Urteil ab, was von ihm, dem Jahr, zu halten ist und ob es der Mühe wert ist. Auch bei den Elternabenden zu Schulbeginn war der erste Agendapunkt immer die Shortlist für die schulautonomen Tage, das erste große Raufen und Ringen. Erst dann kamen Bildungsfragen. Die schulautonomen Tage waren immer Fenstertage. Das erklärt jetzt aber noch immer nicht, warum der Fenstertag Fenstertag heißt. Also: Ein Fenstertag ist ein Tag, eingeklemmt zwischen zwei arbeitsfreien Tagen, eh. Im Kalender wurden diese als Kästchen mit einem X markiert. Alle drei ergaben das Bild eines Fensters mit zwei offenen rustikalen Flügeln. Die offenen rustikalen Flügel hatten in der Struktur alle angeblich ein X, obwohl das X lästig sein muss, weil man nix sieht beim Rausschauen, wenn das Fenster zu ist. Die Fenster der alten Bauernhäuser waren aber ohnehin nicht zum untätigen Rausschauen da. Sie waren im Ausmaß bewusst minimalistisch, damit sie im Sommer kühlten und im Winter die Wärme bewahrten. Architekten gab es noch keine, nur für Hoftheater.
Wenn Sie also ein richtig großes Fenster haben, mit oder ohne X, dann nutzen Sie heute dieses window of opportunity. Wuchten Sie sich durch dieses hindurch ins Freie, schnallen Sie die Bretter aufs Dach und fahren Sie in die südlichste Furche des Landes, ins Gailtal. Dort hat es gestern vormittag so ausgeschaut (siehe Foto/copyright Kitsch), festgehalten im Kindheitsdorf des Morgenpostlers. Im Hintergrund sehen Sie das Panorama der Karnischen, dort liegt das Nassfeld, da sollten sie hin, der Autor besitzt keine Anteile, aber einen besser angerichteten Tag werden Sie so schnell nicht kriegen. Zur Einkehr empfiehlt sich die unkorrekt so genannte „Berghex“ neben der Gartnerkofel-Bergstation mit den herabhängenden Fan-Schalen der mondänsten Fußballklubs. Schnappen Sie sich von Fati, dem albanischen Barkeeper, der besser gailtalerisch spricht als die Ansässigen, einen der gelben Liegestühle, fragen Sie ihn, wie er ungeimpfte Tourenschi-Gäste auf Distanz hält und genießen Sie von dort oben das Fenster zur Welt. Der Autor wäre auch gern dort, kann aber leider nicht. Er hat im schneefreien Graz Dienst. Othmar Karas kommt zu Besuch.