Kennen Sie Prosopagnosie? Das ist „eine psychische Disposition wie Dyslexie und Dyskalkulie, die einen Gesichter nicht richtig wahrnehmen und auch nicht richtig wiedererkennen lässt“, schreibt Bernhard Schlink im Buch „Die Frau auf der Treppe“. Meine Frau, die mit Lesen und Rechnen keine Probleme hat, erklärt mit Prosopagnosie ihre Schwierigkeit, Menschen wiederzuerkennen. Ich hab‘ die Morgenpost vergessen. Wie die Medizin das nennt, weiß ich nicht.

Wahrscheinlich ist es ein Vorbote der weihnachtlichen Verwischung aller Wochentage. Normalerweise beginnt sie später, allerspätestens am 24. Dezember. Der magischen Zahlenabfolge bis zum 6. Jänner Wochentage zuzuordnen, fällt mir außerordentlich schwer. Die herausgehobene Zeit liegt wie ein Klumpen im Jahrlauf. Sie läßt sich nicht glatt eingliedern in die gewohnten Wochenabläufe und ihre Routinen. „Mittwoch Morgenpost schreiben“ heißt so eine Routine in meinem Arbeitsleben. Wenn aber der Mittwoch Feiertag ist und sogar der Billa am Praterstern sich wegen eines Schließtags weigert, gegurgeltes Salzwasser fürs Covid-Labor entgegenzunehmen?