In einem Zimmer meines Elternhauses türmten sich immer wieder Berge gut gefalteter, aber offenbar gebrauchter Kleidung. Mein Vater war örtlicher Mitarbeiter der Caritas. Er machte das ehrenamtlich. Als Miniatur-Materialist fragte ich ihn, was er dafür bekomme. Kein Geld, antwortete er, aber das schöne Gefühl, für andere Menschen etwas Gutes zu tun. Also war mir der Begriff „Ehrenamt“ ziemlich früh geläufig. Den heutigen 5. Dezember hat die UNO zum „Tag des Ehrenamtes“ 1986 ausgerufen. Heute, 35 Jahre später, ist diese Tätigkeit wichtiger denn je. 3,5 Millionen Österreicher gehen ihr nach. In einer bestimmten Hinsicht wird sie auch massiv verweigert. Doch davon später.
Den wahrscheinlich bei uns bekanntesten Dienst leistet die Freiwillige Feuerwehr. 300.000 Frauen und Männer gehören ihr an. Fantastisch!
Aber auch Rettung, Sorgentelefone, Umweltinstitutionen, Wahllokale und viele andere nützliche Einrichtungen kämen ohne freiwillige Mitarbeiter wohl nicht aus. Paläontologen sind heute der Überzeugung, dass sich der Homo sapiens gegen alle anderen Prähomininen durchsetzte, weil er als erster den Nutzen der Kooperation verstand. Letztlich fußt auch der Kapitalismus darauf.
Wikipedia definiert das Ehrenamt als „freiwillig und gemeinschaftswohlorientiert“. In Krisenzeiten wie eben, da Kinder auf dringende Herzoperationen warten müssen, weil die Intensivbetten voll sind, da Schulen gesperrt werden müssen, da Teile der Wirtschaft ins Koma driften, ist diese Gemeinschaftswohlorientierung besonders dringlich. Auf jeden wartet das Ehrenamt, sich am gemeinsamen Kampf zu beteiligen.
Frido Hütter