Sollte ich als Tier wiedergeboren werden, wird es wohl ein Fischotter sein. Ich esse gerne Fisch und noch lieber bin ich im und unter Wasser. Vor wenigen Tagen war ich drinnen, für heuer wohl zum letzten Mal.
Meine Kindheit verbrachte ich an einem toxischen Teich. Wurde er wieder einmal ausgelassen, ragte in der Mitte ein Stiel aus dem Schlamm. Eine Panzerfaust sei das, wurde uns gesagt, hier verblieben seit dem Ende des Krieges. Deshalb galt für uns absolutes Badeverbot.
Also blieben wir am Uferrand und fingen Alpen-Kammmolche, Gelbrandkäfer, Köcherfliegen etc. Mit etwas Glück auch eine Ringelnatter. Ab mit ihnen in ein voluminöses Gurkenglas. Einen Tag lang waren wir Inhaber eines temporären Aquariums. Dann erwarb ein Dörfler die Zustimmung der Pfarre, Karpfen in das Gewässer zu setzen. Wir warteten darauf, dass einer der Fische die Panzerfaust explodieren lassen würde. Wir stellten uns die Fontäne vor, in welcher Molche, Käfer und Karpfen himmelwärts geschleudert würden. Die Fische müssten dann auf den umliegenden Wiesen nur aufgesammelt werden. Danach wäre der Badebetrieb eröffnet.
Doch dann entschied unser rühriger Bürgermeister, ein Schwimmbad müsse her. Also standen wir bald mit Malerbesen bewaffnet in einem ziemlich großen Betonbecken und verteilten hellblaue Farbe quadratmeterweise. Als würden wir uns mit einem irdischen Himmel umgeben. Tut etwas für euer kommendes Vergnügen, lautete die Devise. Und wir taten. Adieu Panzerfaust. Der Pool wurde bald zum beliebten Tummelplatz. Und wir interessierten uns bereits mehr für schwimmende Mädchen als für fliegende Karpfen.
Frido Hütter