An der Tankstelle. Ein Auto in der Waschbox. Aus gefühlt hundert Düsen schoss das Wasser auf den Wagen. Davor standen der Autobesitzer und ein etwa zehnjähriges Kind, seine Tochter vermutlich. Fasziniert blickten beide auf den stürmischen Reinigungsprozess. Minutenlang wandten sie keinen Blick davon ab. Als ob sie hypnotisiert wären. Eine Fokussierung, die zumindest für ein Kind ungewöhnlich ist.
Das erinnerte mich wieder einmal daran, welche Faszination Wasser auf den Menschen ausübt. Man muss es nicht einmal trinken oder darin schwimmen. Nein, manchmal genügt der bloße Anblick von Wasser, um diesen Magnetismus auszulösen. Mediterrane Hotelzimmer mit Meerblick sind meist erheblich kostspieliger als jene zum Landesinneren hin. Selbst wenn der Blick auf einen Park fällt. Hübsche Grundstücke an einem unserer heimischen Seen sind in der Regel fast unerschwinglich geworden. Und jeder Wasserfall, der höher als zehn Meter ist, kann Besucherscharen anlocken.
Ich habe mir nach vierzigjährigem Ansparen einen Swimmingpool geleistet; mein Leben ein teilweise anderes geworden, zumindest sommersüber.
Warum das warme Wasser in den Thermen die Menschheit seit jeher begeistert scheint klar: Es fingiert eine Rückkehr in die ersten neun Monaten unseres Lebens, die wir geborgen in Mutters Bauch verbrachten.
Aber Wasser überhaupt? Ohne dieses wäre kein Leben möglich. Es ist der Urtreibstoff alles Biologischem. Und der menschliche Körper besteht zu 70 Prozent daraus, vielleicht schauen wir unbewusst sozusagen auf uns selbst, wenn wir auf Wasser schauen.
Frido Hütter