Sie kennen das Motto der aktuellen Pandemieetappe? Es lautet: Entspannung bei weiterer Vorsicht. Was auch bedeutet: Weiterhin alles möglich und deshalb wurde diese Woche auch vorsichtshalber wegen der indischen Mutationen ein Landeverbot für alle Flüge aus Großbritannien ausgesprochen. Reisende aus Großbritannien werden somit über Frankfurt einreisen. Ein Umweg, der die Gefährlichkeit der indischen Mutationen kaum verringern wird.
Das Landeverbot hat bei Touristikern postwendend Angstschweiß ausgelöst. Was droht als nächstes, wenn sich die indische Mutation nicht an Brexit-Grenzen hält? Dass die Grenzen zu Deutschland ebenfalls wieder geschlossen werden? Wirklich entspannt blickt kein Hotelier, kein Gastwirt dem Sommer entgegen. Während sie sich mit unzähligen Existenzsorgen aus dem Lockdown quälen, schließen Infektiologen wie Hendrik Streek eine weitere Welle im Herbst nicht mehr aus. Keine Frage, solchen Spaßverderbern sollten wir vorerst nicht mehr zuhören. Jetzt ist Öffnung, Sommer, Sonne ohne Masken angesagt. Verdient haben wir es nach all den Monaten mit starrem Blick auf Inzidenzzahlen und Belegzahlen der Intensivstationen. Jetzt grüßt einmal verheißungsvoll der 10. Juni mit weiteren Erleichterungen ohne Gesichtsverhüllungen. Ein Öffnungsplan, der offensichtlich etwas mit Plan und Wissen und weniger mit Ahnung und Mutmaßung zu tun haben dürfte. Wen außer uns Journalisten interessiert es da noch, ob nun der Gesundheitsminister oder der Kanzler bei all den Ankündigungen über Öffnungen als erster irgendetwas Erfreuliches sagt? Wen interessiert es da noch, ob der Kanzler sich die Rosinen heraussucht und die Länder sich dann um den Kuchen kümmern müssen, wie der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker beklagt?
Was interessiert, ist der Impfturbo, der eingeschalten wurde. Was interessiert, ist das mittlerweile überschaubare Risiko und der Grüne Pass, der in der gestrigen Sondersitzung des Nationalrates auch mit den Stimmen von SPÖ und Neos ermöglicht wird. Ein Pass als Nachweis eines der 3 G, der das Leben weiter erleichtern soll.
Natürlich kann man ihn auch anders sehen - wie alles auf der Welt. Als Image-Produkt der Regierung. Oder als Test- und Impfzwang durch die Hintertüre, der als Eintrittstest verkauft wird und alle G-losen dieser Welt ihrer Grund- und Freiheitsrechte beraubt. Oder man sieht in diesem Pass wie der Freiheitliche Noch-Nicht-Spitzenkandidat und Möchte-Gern-Parteiobmann Herbert Kickl die „Einführung eines Gesundheitskommunismus“. Blaue Hoteliers werden diese kicklsche Kommunismusform wohl aus Eigeninteresse herzlich willkommen heißen.
Aber keine Frage, ein viertes G wünschen wir uns wohl alle, ob Impfskeptiker, Impfgegner, Impfbefürworter, Fans oder Gegner des Grünen Passes: ein G für gesund sein. Zumindest dieses G eint alle.
Der heutige Tag wird übrigens in Kärnten ein besonderer. Mit einer Staatszielbestimmung des Landtages zum Erhalt aller Seegrundstücke im Besitz der öffentlichen Hand, über die wir in unserer heutigen Ausgabe ausführlich berichten, hat sich das erste Kärntner Volksbegehren seit 32 Jahren durchgesetzt! Applaus!
Einen schönen Tag wünscht Ihnen