Es gibt Dinge, die verschwunden schienen, und dann taucht plötzlich eines unvermutet wieder auf: zum Beispiel der Klingelbeutel. Mit ihm steigen vertraute Gerüche, Farben und Klänge aus dem längst versunkenen Kinderwunderland empor. Der Klingelbeutel – Requisit einer Zeit, in der die Kirchen nicht nur zu Ostern voll waren – feiert seine Rückkehr in düsteren Pandemie-Zeiten und leeren Bankreihen. Statt des Körberls, das heute zur Kollekte weitergereicht wird, baumelte neulich während der Vorabendmesse vor mir ein Beutel aus rotem Samt, mit einer Messinghalterung an einem Stab befestigt.

Meine Gedanken fliegen zurück in die Vergangenheit – und alles ist wieder da: der Weihrauch, das Gold, das silberne Schellen der Ministranten und das Rauschen der Orgel, das beinahe unterging in der anschwellenden Brandung der Glocken. Damals nahm ich das alles kaum wahr, weil ich aufgeregt das bittende Bimmeln des Klingelbeutels herbeisehnte. Endlich der große Moment: Aus meiner kleinen, krampfhaft geschlossenen Hand ließ ich einen Schilling, den mir mein Vater gab, in den Schlitz plumpsen. Just an einem Ostersonntag verfehlte das Geldstück sein Ziel, und so kollerte es unter die Sitzreihen vor mir. Von nun an zog sich die Messe endlos.