Die Krise habe sein Land wundgescheuert, hat der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn vor Kurzem gemeint. Das gilt auch für ihn und alle in der Politik, die in der Unberechenbarkeit der Pandemie Halt und Festigkeit verlieren. An den fahlen Gesichtern lässt sich das Ausmaß der Überforderung und Belastung ablesen. Manche gestehen, sie würden zu Alkohol greifen, um über die Nacht zu kommen. Vom Souveränitätsverlust wurden alle erfasst, auch Türkis-Grün. Der Vorwurf, hier blähe sich ungezügelter Machtrausch zu einer Diktatur auf, zählt zu den unverwüstlichen Plattitüden der Krise. Das Gegenteil gibt Anlass zu Sorge: der Eindruck, dass die Regierung die Hoheit über ihr Handeln einbüßt und sich wie ein Kahn ohne Segel den Elementen ausliefert. So weisen die Maßnahmen einmal in die eine, dann in die andere Richtung, oft gleichzeitig. In ein und derselben Woche ruft man die nahe Rettung und den Katastrophenalarm aus. Eine gereizte, aggressiv aufgeladene Stimmung hat die Macht übernommen. Die Regierung unterwirft sich ihr.