Es war im Jänner 1980. Wir fuhren mit einem Motorrad in Nepal herum. In einem kleinen Dorfwirtshaus unweit Kathmandus lief ein Kassettenrekorder: „So when you’re near me, darling can’t you hear me, S.O.S.“ – Dank neuer Tonträger waren ABBA bis an den Fuß des Himalajas gelangt. Schweden, die auf Englisch sangen.

Da dämmerte mir, dass Englisch als weltumspannende Lingua franca nicht mehr aufzuhalten war. Und so ist es auch gekommen. Obwohl „nur“ 370 Millionen Menschen Englisch als ihre Muttersprache angeben, wird es heute von 1.270 Millionen Erdenbürgern gesprochen. Damit liegt es knapp vor Mandarin-Chinesisch, dessen 1.120 Millionen Nutzer aber vorrangig Chinesen sind. Dahinter rangieren Hindi, Spanisch und Französisch. Deutsch belegt Rang zwölf.

Auf meinen frühen Reisen kam man entweder in anglophone oder frankophone Länder. Das hing zumeist mit den abgeschüttelten Kolonialmächten zusammen. Diese Unterschiede sind fast eingeebnet. Selbst im ehemals notorisch frankophonen Westafrika kommt man mit ein paar Brocken Englisch durch. Weltweit gibt es rund 6.900 Sprachen. Laut Unesco ist die Hälfte davon im Verschwinden begriffen. Eigentlich sollte man meinen, dass ein gemeinsames Sprachverständnis die Menschen zusammenführt. Dafür war Serbo-kroatisch am Balkan gedacht. Wie wir wissen, hat das den brutalen Krieg in diesem Sprachraum nicht verhindert.

Vielleicht hatte Elias Canetti doch recht, als er meinte: „Es gibt keine größere Illusion als die Meinung, Sprache sei ein Mittel der Kommunikation zwischen Menschen.“