Schweine gelten als Glücksbringer. Sie stehen für Sicherheit und Wohlstand. Wer früher ein Schwein hatte, konnte überleben. Auch wenn es derzeit weltweit eine Milliarde gibt, sind sie aus unseren Haushalten nahezu verschwunden, sieht man von den Sparschweinen ab, die jedoch auch schon bessere Zeiten erlebt haben. Im deutschen Sprachgebrauch spielen sie eine wichtige Rolle, positive und negative Aspekte halten sich die Waage. Schwein haben, den inneren Schweinehund überwinden – schmutzig sein wie ein Schwein, das kann kein Schwein lesen. „Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich“, säuselte Max Raabe.

Sau ist die Steigerungsform von Schwein: saukalt, saublöd, saugemein, aber saunett. Jugendliche leiden derzeit darunter, dass sie nicht richtig „die Sau rauslassen“ können. Party machen finden sie „saugeil“, dass das so lange schon nicht geht, ist „unter aller Sau“. Vor vielen Jahren bestellten wir im Gasthaus stets das „Familiengeheimnis für drei Personen“. Das Geheimnis bestand, unabhängig vom jeweiligen Gastronomiebetrieb, aus mehreren Fleischstücken, einem Haufen Pommes frites, sehr viel und sehr weich gekochtem Mischgemüse aus der Tiefkühltruhe und Pfirsichhälften mit Preiselbeeren. Astrid und ich hatten zu tun, alles gerecht auf acht Tellern zu platzieren und das Fleisch zu schneiden. Wenn wir dem letzten Kind gegeben hatten, wollte das erstversorgte bereits eine weitere Portion.

Sobald alle satt waren, kam mein Auftritt. Ich kippte den Rest der Platte – vor allem kalte, ketchuptriefende Pommes und zur Unkenntlichkeit vermatschtes Mischgemüse – auf meinen Teller und aß alles auf. „Papa, unser Familienschwein“, sinnierte unser damals 4-jähriger Jüngster und steckte genüsslich den Lutscher in den Mund, der das Familiengeheimnis abrundete. Familienschwein – ein Attribut, auf das ich stolz bin. Schließlich ähneln Schweine in vielem Menschen. Sie schlafen eng aneinandergekuschelt, haben Träume und können ein Kilogramm Nahrung in fünf Minuten verputzen. Wenn es sein muss, auch ketchuptriefende kalte Pommes.