Die Welt scheint einem dieser Tage mitunter als ein Garten der Unverfügbarkeiten, leuchtenden Möglichkeiten, die verschwinden, wenn man nach ihnen greift, Dinge, die mit jedem Schritt, mit dem man sich nähert, um die Länge ebendiesen zurückweichen. Alles ist in Reichweite, nichts ist erreichbar. Die Welt ist, weil sie nicht anders kann, immer noch da, aber man staunt sie durch die Glasscheibe der Pandemie an, drückt sich die Nase platt, schaut und schaut, ohne an sie heranzukommen.
Man sieht einen Freund, den man nicht umarmen kann, eine Bar, die geschlossen ist, ein Geschäft, das man nicht macht, eine Arbeit, die es nicht mehr gibt, ein Leben, das sich selbst unähnlich wird. Mein Reiseherz starrt auf Flugpläne, liest auf der Seite des Außenministeriums die Informationen aller Länder von A, Afghanistan, bis Z, Zypern, wie eine unmögliche Einkaufsliste der Sehnsucht, und ist erleichtert, wenn es auf einem Berggipfel an einem klaren Tag über die Grenze in eine unbestimmte Ferne sieht.
Während sich die ganze Menschheit nach dem einen oder dem anderen verzehrt, gibt es in diesem Sehnsuchtskollektiv eine besonders sonderbare, exotische Untergruppe an Menschen, die mit dem Inbegriff der Unverfügbarkeit unter einem Dach lebt: die armen Bitcoinmillionäre. Durch Wissen und Glück, Zufall oder Wagemut haben sie in der Kryptowährung über die Jahre ein Vermögen gemacht, aber der Mensch ist ein vergessliches Wesen, und übertreibt er es, vergessen ihn auch seine Dinge.
Von allen falschen Wörtern sind die falschen Passwörter manchmal die wirkmächtigsten. Denn weiß man das richtige nicht, hat man den Notizzettel mit der korrekten Kombination verlegt, verloren, entsorgt, zweckentfremdet, ist einem der Zugang zu den Millionen versperrt, und kein Zaubertrick hilft. Sie sind zum Greifen nah, aber man erreicht sie nicht. Das Geld schlummert in seiner digitalen Geldbörse, einsam und unbeeindruckt, und man steht ratlos und verzweifelt davor. Ein Luxusproblem, um das ich niemanden beneide. Theoretisch ist man reicher, als man es sich vorstellen kann, praktisch nichts als ein armer Narr. Ein wenig musste ich an Tantalos denken, der die Götter erzürnte mit seinen Taten – ein unhöflicher Grobian, der Ambrosia stahl und seinen Sohn kochte – und zur Strafe in einem Teich steht, immerdurstig, aber bückt er sich, um zu trinken, weicht das Wasser zurück, immerhungrig, aber greift er nach den ihm beinahe in den Mund wachsenden Früchten, verschwinden sie. Nicht alles ist unverfügbar, es gibt überraschende Stellvertreterereignisse.
Ausgehen kann man schon lang nicht mehr, sich in einem Club von den Bässen wie von Maschinengewehrsalven den Brustkorb erschüttern lassen, aber kürzlich musste ich zur Magnetresonanztomographie. Die wilden rhythmischen Töne des Geräts schienen mir fast wie Partyekstase. Näher kommt man einem Cluberlebnis zur Zeit nicht: Wer Techno mag, wird Magnetresonanz lieben.