Jeden Tag fragt unsere jüngste Enkelin, in deren Kinderwunderland kein Coronavirus eingedrungen ist, ihre Mutter: „Wann fahren wir zu Omama und Opapa?“ Die Sehnsucht, uns zu sehen, hat vor allem mit unseren Haustieren zu tun. Mit Happy, der kleinen Hündin, Zizou, dem riesenhaften, schwarz-weiß gefleckten Kater, der unablässig miauenden Alaska und der scheuen Mia. Elena liebt, so scheint es mir, alle gleich.
In unserer Familie gibt es Hunde- und Katzenmenschen. Astrid, Antonia und ich bevorzugen Happy, Klemens, Jakob und Anna die Katzen. Nur unsere jüngste Tochter, eine angehende Tierärztin, lässt sich keiner Kategorie zuordnen. Ihr Herz hängt an Tieren, die irgendwelche Schäden aufweisen, psychische und physische. Unsere Haustiere sind nicht wirklich gesund, brauchen Diätfutter, Medikamente und viel Zuspruch. Aber es geht ihnen, soweit ich das beurteilen kann, gut.

Happy ist ein weiteres Familienmitglied. Sie passt aufs Haus auf – oder tut zumindest so. Wenn wir in den Urlaub fahren, sitzt sie als Erste im Auto, ist erst zufrieden, wenn alle um sie sind.  Ein Hund begleitet einen ein Leben lang. Er lässt sich abrichten, führt einen Blinden über die Straße, gräbt nach Verschütteten, schnüffelt nach Koks.  Ganz anders die Katzen. Sie führen ihr eigenes Leben, bleiben viel mehr Natur, geben keine Pfote. Hunde haben Besitzer, Katzen haben Personal.
Mia treibt sich oft ganze Nächte in der Nachbarschaft herum und steht dann unvermittelt wieder vor der Tür. Sie ist bei uns mehr Gast als zu Hause. Nicht wir lassen unsere Launen an den Katzen aus, sondern sie an uns. Unser mächtiger Kater geriert sich als Boss unserer Haustiergang. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen, zu viel hat er schon erlebt.

Zu Ostern bekommt unser Tierquartett Verstärkung. Drei alte Hennen werden in den vorbildlich restaurierten Hühnerstall einziehen und ihren Lebensabend mit uns verbringen. Meine Frau plädiert leidenschaftlich auch für die Anschaffung eines Hahnes. Sie denkt vor allem an das Wohl des weiblichen Federviehs – ich an das unserer Nachbarn.