Selbstkritische Gedankenrunden werden bekanntlich am Jahresende häufiger gedreht als sonst. Da wird dann vielleicht auch über die Frage nachgedacht, was ein gutes Leben ausmacht. Der Philosoph und Theologe Clemens Sedmak, der darüber ein Buch geschrieben hat, meinte allerdings, es gelinge ihm auch nicht, das Gute zu leben, aber er bemühe sich, indem er sich am Anfang und am Ende des Tages vor Augen führe, worum es im Leben gehe. Tagsüber seien aber oft Stress, Zwänge, Ehrgeiz so groß, dass er leicht vergesse, was ein gutes Leben ausmache. Wer würde ihm da nicht kopfnickend beipflichten. Wie auch in seiner Diagnose, dass jeder in die Versuchung komme, sich in Dinge zu verrennen, wenn der Stress zu groß werde, und dann Wichtigeres vergessen oder übersehen werde. Da passiere es dann auch, erzählte er, dass er an einem bettelnden Menschen vorbeilaufe, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Wie viele fragen sich aber ernsthaft, wie sie es schaffen könnten, das Gute zu leben? Wären es viele oder wäre dieser Wunsch auch nur ein Stachel im Fleisch, würde die Welt anders ausschauen.