Die Nikolausabende meiner Kindheit habe ich in keiner guten Erinnerung. Da hockte man wartend herum, dann hörte man sich näherndes Kettengerassel und Geheul. Das blieb immerhin stets vor der Türe, meine lieben Eltern ließen keinen Krampus ins Haus. Doch da war dann dieser seltsam kostümierte alte Mann, der wusste verblüffend viel über meine Verfehlungen und Vorzüge. Woher eigentlich? Immerhin hinterließ er uns ein Sackerl, in dem sich meist süße Mandarinen und etwas Schokolade fanden. Wenn ich mich danach aus dem Fenster im ersten Stock lehnte, erschien mir das Klirren und Heulen im dunklen Dorf wie das Inferno aus einer anderen Welt.

Später, als es bereits nachmittägliche Krampusumzüge gab, verlor die Figur an Schrecken für mich. Im Gegenteil, mit allerlei Krachern und Böllern ausgerüstet nahmen wir Buben an diesen Umzügen lautstark teil. Bis es zu einem Drama kam: Ein Krampus im Flachskostüm geriet in Flammen. Am nächsten Tag fand ich mich am Gendarmerieposten wieder, wo unser onkelhafter Nachbar zum beinharten Ermittler mutierte. Da mir meine weitblickende Mutter ein paar Minuten vor dem Brand alle Kracher abgenommen hatte, war mein Gewissen blütenrein.

In meinen frühen Jahren als Journalist machte ich allerlei Jobs, um darüber zu berichten. So verdingten mein Freund Bert und ich uns als Miet-Nikolaus und -Krampus. Ich übernahm die Rolle des Letzteren, wohl um mich meines Krampus-Traumas zu entledigen. Zwar waren wir nur im Paar zu haben, aber ich kam faktisch nie zum Einsatz und rasselte auch nur ganz leise. Der sanfteste Höllenbube aller Zeiten.