Vielleicht bin ich ja ein bisschen altmodisch. Aber ich mag den direkten Kontakt mit Menschen. Im Geschäft, auf dem Markt, in der Bank. Letzterer bin ich seit über 50 Jahren treu. Auch das mag altmodisch erscheinen.
Selbstverständlich wickle ich Überweisungen und Ähnliches längst von meinem Laptop ab. Aber mitunter muss ich doch noch selbst in die Bank. Etwa zum Geldwechseln. Das Ziel war in den letzten Jahren stets eine Filiale mit einer Handvoll Angestellter. Freundliche Menschen, stets für Auskünfte oder Hilfestellungen bereit. Kurz vor dem Lockdown ging ich wieder hin, um eine vorgedruckte Spende zu überweisen.
Und siehe da, die Bank hatte neue Automaten aufgestellt, mit denen ich nicht zurechtkam, ein einsamer junger Mann hielt die Stellung. Mit einem für ältere Menschen nicht untypischen Zorn, wenn sich eine Maschine ihnen verweigert, knallte ich den Zahlschein auf den Tresen und fauchte den Burschen an: „Gratulieren Sie Ihrer Direktion zur menschenfreien Zone! Es ist fast geschafft!!“
„Ich kann leider nicht ...“, hörte ich ihn noch rufen, als ich das Haus wütend verließ.
Als ich ein paar Tage später mein Konto checkte, sah ich, dass der junge Mann es doch gekonnt hatte. Die Spende an den Verein gegen Tierfabriken war abgebucht worden. Da genierte ich mich ein bisschen und wollte mich persönlich für meinen Ausbruch entschuldigen.
Als ich erneut die Bank betrat, war auch der junge Mann nicht mehr da. Und bei Maschinen entschuldige ich mich prinzipiell nicht.
Frido Hütter