Nach so einer Woche fällt es mir schwer, den heiteren Grundton zu finden, der üblicherweise durch diese Zeilen weht. Daher werde ich über etwas schreiben, das mir schon länger ein Anliegen ist.
Kürzlich war ich bei einer Ultraschall-Untersuchung. Sie dauerte etwa zwanzig Minuten und der Arzt sprach exakt neun Worte mit mir: Guten Tag. / Bitte legen Sie sich hin. / Auf Wiedersehen.
Ich war ein wenig verunsichert. Nun verlange ich ja nicht, dass mir jeder Mediziner ein individuelles, populärwissenschaftliches Referat hält. Aber drei knappe Sätze sind schon etwas karg. Was die Ausbildung betrifft, hat sich offenbar noch immer nicht herumgesprochen, dass Medizin zu einem gewissen Grad auch mit Kommunikation zu tun hat und dass man auch diese Fähigkeit beachten müsste.
Ich kenne auch zahlreiche Mediziner, die ihren Patienten auf Augenhöhe und mit Empathie begegnen. Zum Beispiel jenen Chirurgen, der mir vor Kurzem meine Lunge reparierte. Er agierte kompetent und war kommunikativ. In seiner Vita las ich, dass er als Krankenpfleger begonnen hatte. Er maturierte und studierte nebstbei und merkte, dass er für den Umgang mit kranken Menschen geeignet war.
Das wäre eigentlich ein sogenanntes Propädeutikum für alle angehenden Mediziner, die in so einem Einführungsjahr herausfinden könnten, ob tatsächlich ein umfänglich geeigneter Arzt in ihnen schlummert. Das wäre vermutlich besser als die derzeitigen Killerprüfungen.
Einen solchen Probelauf gibt es u. a. in der Psychotherapie. Und er hat den Klienten zahlreiche Therapeuten erspart, die ihren Job völlig verfehlt hätten.
Frido Hütter