Irgendwann gelesen, dass es in Afrika alte Stämme gegeben haben soll, wo man in Schüsseln die Knochen der toten Vorfahren durchschüttelte und ihnen so in langen, kultischen Ritualen huldigte. So ähnlich war es auch in Kärnten. Gefühlt halt, alles ist Gefühl in diesem gefährlich schönen Land, deshalb war auch die Verführbarkeit so groß, bis herauf. Einer musste nur die Gefühle zum Klingen bringen. Erinnerung war eine fortgesetzte Kampfhandlung, ein Weitersiegen gegen den anderen, auch wenn der andere zu einem gehörte und zum Siegen beigetragen hatte, er blieb der Besiegte, der immer neu besiegt werden musste. Das war über viele Jahrzehnte das mythische Unterfutter der Feiern zum Zehnten Oktober. Immer wenn Steirischer Herbst ist, ist in Kärnten Zehnter Oktober, hieß es in einem geflügelten Satz. Gestern, bei der Hundertjahrfeier, vielleicht haben Sie sie im Fernsehen mitverfolgt, vielleicht, weil Sie auch vom Land nicht loskommen, je weiter Sie von ihm weg sind, gestern war auch in Klagenfurt Steirischer Herbst. Man hielt die Erinnerung wach, benannte die Brüche und Wunden, aber man ließ die Schüssel im Schrank. Man beschwor das geweitete Wir und die Zukunft, die den Mutigen gehöre, wie der slowenische Staatspräsident Pahor meinte. Schön war Maja Haderlaps Gedicht vom König, der ins Dorf heimkehrt, das jetzt Naherholungsraum heißt und ein zitierter Satz von Florjan Lipuš, dem großen Scheuen, der nicht im Wappensaal saß: Man ist durch die Sprache, oder man  ist nicht. Eine bemerkenswerte Feier mit starker Symbolik, vielleicht ein bissl zu viel Sepp Forcher zwischendrin, aber man soll nicht ungerecht sein an so einem Tag. Sie können ihn bei uns nachlesen und nachschauen.