Als ich dem Drängen und Betteln unserer Kinder endlich nachgab und wir eine Hündin kauften, war mir klar, dass ich mit ihr viel Zeit verbringen würde. Wir gaben ihr den Namen Happy, und sie hatte wirklich viele glückliche Jahre, weil die Kinder sie liebten und sich auch rührend um sie kümmerten. Aber Kinder werden groß, sie ziehen aus, und zurückbleiben die Eltern – und die Hündin.

Es geht ihr immer noch gut, doch sie spürt ihr Alter. Sie hat hoffentlich noch drei, vier Jahre vor sich. Happy braucht neuerdings oft mehrere Versuche, ehe sie es aufs Sofa schafft. Und beim Stiegensteigen geht es ihr gleich wie mir. Wir nehmen schon seit einiger Zeit nicht mehr zwei Stufen auf einmal, und beim Hinuntergehen lassen wir uns Zeit.
Sie hört auch nicht mehr so gut. Wenn meine Frau uns ruft, tut sie das mit erhobener Stimme, weil Hund und Herrl, wie sie sagt, im gleichen Maße „langsam terrisch werden“. Auf unserem abendlichen Rundgang ist die Stille schön und zugleich bedrückend, weil ich oft daran denken muss, dass unsere kleine Weggefährtin in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht nicht mehr spazieren gehen will. Ich wünsche mir, dass Happy, wenn sie einmal nicht mehr fressen und keinen Lebenswillen zeigen wird, eines Morgens einfach nicht mehr aufwacht.

Rumba, der geliebte Spaniel meiner Kindheit, war ganz besonders sanftmütig. Nur wenn ihm Hühner über den Weg liefen, erwachte in ihm sein Jagdinstinkt, und er brachte das eine oder andere Tier zur Strecke. Mein Vater musste dann das tote Federvieh zerknirscht seinem Besitzer zurückbringen. Rumba schleppte sich, als er spürte, dass es mit ihm zu Ende ging, aus dem Haus und ins dichteste Dickicht im Garten. Wir fanden ihn erst nach Stunden. Er lag da, als würde er schlafen.
Gott sei Dank ist für Happy die Zeit noch nicht um und sie sieht noch so gut, dass sie unsere Kinder, wenn sie uns besuchen kommen, schon von Weitem erkennt. Dann umspringt und umtanzt sie alle in grenzenloser Freude des Wiedersehens und stößt Laute aus, die sich anhören, als weine sie vor Glück.