Als ich dreizehn und meine Schwester zwölf Jahre alt war, meinten unsere Eltern, dass wir das Meer sehen sollten. Nie werde ich den Anblick vergessen, als nach einer Kuppe im Karst Opatija auftauchte und daneben das scheinbar endlose Meer. Damals wurde mir bewusst, dass jenseits unseres übersichtlichen Rittscheintales eine Welt der Wunder und des Staunens auf mich wartete.
Aber ganz ging mir der Knopf noch nicht auf. Später sollte ich so oft nach England reisen, bis meine Frau meinte, ich könne dort gerne in Pension gehen, sie fahre nach Nepal. Ich fuhr mit. Als wir an einem Dezemberabend 1979 aus dem Flugzeug in die Hitze Neu-Delhis stiegen, war das die zweite Initialzündung. Ich wurde ein Reisender. Später sollte ich bis Japan, Südafrika, Grönland, Kanada, Ecuador, Costa Rica, Malaysia, Bali, China und sonst wohin gelangen.
Damals nannte man das Fremdenverkehr und Fremdenzimmer. Die Begriffe Tourismus und Gästezimmer wurden erst in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts üblich. Heute ist der Tourismus zur Geißel und Geldquelle geworden. Orte wie Hallstatt oder Venedig werden überrannt. Und andererseits leben ganze Volkswirtschaften von ihm.
Der globale Jahresumsatz im Tourismus vor Corona lag bei rund 800 Milliarden Euro, weltweit zählt die Branche hundert Millionen Beschäftigte. Wie es weitergehen wird, kann derzeit niemand sagen.
Frido Hütter