Matura in Coronazeiten! Verspätet und unter besonderen Rahmenbedingungen startet heute für mehr als 40.000 Schülerinnen und Schüler in Österreich die Zentralmatura. Auf die mündlichen Prüfungen wird heuer verzichtet. Warum es dennoch wichtig ist, die Matura durchzuführen, führt Kollege Wolfgang Fercher im Leitartikel aus. Und die von uns begleiteten Schülerinnen und Schüler fühlen sich „gut vorbereitet“ und freuen sich trotz Corona „bestens ausgebildet“ in das weitere Leben zu starten. „Ein besonderer Jahrgang“ werden die heurigen Maturantinnen und Maturanten fortan sein.
Abstand, Nasen- und Mundschutz und kein vertrautes oder spielerisches Zusammensein. Wie für die Maturanten, gilt dies für alle Schüler. Ebenso eingeschränkter Musikunterricht, keine Gemeinschaftsprojekte und kein Turnunterricht. Maßnahmen, die angesichts der positiven Entwicklung der Coronainfektionszahlen noch notwendig sind? Das fragen Eltern und Lehrerinnen und Lehrer immer häufiger. Ein großer Teil der Leser-Zuschriften in den letzten Tagen widmeten sich diesem Thema. Die Bildungsreferenten in den Landesregierungen des Burgenlands, Wien und Kärntens machten in der Vorwoche einen Vorstoß und forderten die Bundesregierung auf, die strengen Regeln in den Volksschulen zu überdenken. Die Antwort war gleich null.
Und eine wahre Flut an Leserreaktionen haben wir mit unserer Aufforderung an die Bundesregierung ausgelöst, bei den Grenzöffnungen auf den Süden Österreichs nicht zu vergessen. Denn die Bundesregierung ist mit Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, Tschechien, der Slowakei und Ungarn über die vollständigen Grenzöffnungen Mitte Juni einig. Italien wird noch kategorisch ausgeschlossen. Und die Grenze zu Slowenien spielte zumindest bisher in den zahlreichen Pressekonferenzen der Regierungsmitglieder keine Rolle. Dabei hat Slowenien geringste Infektionszahlen und hohe Testraten. Warum die Grenzöffnung dorthin nicht möglich sein soll, konnte die Tourismusministerin in der gestrigen „Im Zentrum“-Diskussion im ORF nicht schlüssig erklären. Auch mit dem kategorischen Nein zu Italien hadern nicht nur die Nachbarregionen Südtirol, das Veneto und Friaul, die auf eine erfreuliche Coronaentwicklung verweisen können. Hier von Seiten der österreichischen Bundesregierung Perspektiven zu eröffnen, wäre auch an der Zeit. Denn es geht nicht nur um den Tourismus und die Wirtschaft im Alpen-Adria-Raum. Italien ist für ganz Österreich der zweitwichtigste Wirtschaftspartner.
Den Österreicherinnen und Österreichern im Süden nicht länger das Gefühl zu vermitteln, ihre Interessen würden von der Bundesregierung nicht wahrgenommen, das ist die Reifeprüfung für die Bundesregierung.
Eine angenehme Woche wünscht Ihnen
Antonia Gössinger