Wenn von den Helden und Heldinnen des Corona-Alltags in den Medien die Rede ist, kommen die Eltern kaum vor, obwohl sie seine Hauptlast zu stemmen haben, vor allem die Mütter. Wenn sie erwähnt werden, dann meist als an ihre Grenzen stoßend und einem Nervenzusammenbruch nahe. Zu Hause zu arbeiten und daneben Kinder zu betreuen, sei schier unmöglich. Umso verwunderlicher ist das Ergebnis einer Umfrage, nach der von einer Mehrheit die Möglichkeit begrüßt wird, in Zukunft mehr daheim arbeiten zu können. Vielleicht haben manche Eltern die gewonnene gemeinsame Zeit mit ihren Kindern nicht nur als kaum zu bewältigende Herausforderung erlebt, sondern auch als Bereicherung.

Mein Freund Kurt zum Beispiel, der als Vater nur allzu oft durch Abwesenheit glänzt, war in diesen Tagen viele Stunden zu Hause und konnte in Gesprächen mit seiner pubertierenden Tochter erstmals einen Eindruck gewinnen, wie es in ihrer Seelenlandschaft aussieht. Seine Frau musste nicht frühmorgens ihr Baby aus dem Schlaf reißen, um es für die Kinderkrippe fertig zu machen, sondern genoss es, noch ein wenig mit ihm zu kuscheln. Und es gab wieder einmal einen Mittagstisch, um den alle zusammen saßen. Und einmal in der Woche einen Spieleabend.
In vielen Familien gibt es Ermüdungserscheinungen. Eltern- und Kinderwelten haben sich in den letzten Jahren voneinander entfernt.

Möglicherweise ist vielen Vätern und Müttern bewusst geworden, dass sich die Aufgabe der Eltern nicht auf das Aufwecken, Abholen und Zu-Bett-Bringen der Kinder allein beschränkt. Viel ist vom Comeback der Wirtschaft die Rede, mindestens so wichtig wäre ein Comeback der Familie, in der alle Mitglieder mehr Zeit füreinander haben. Seit vielen Jahren wird der Wert einer Familie gering geschätzt. Die Leichtfertigkeit, mit der man in der Politik ihre Erosion in Kauf genommen hat, ist unübersehbar.

Es wäre schön, hätte die Krise den Verantwortlichen die Augen geöffnet und die Familie bekäme endlich wieder jene Wertschätzung und Unterstützung, die sie braucht und verdient.