"Wir spielen für Österreich“: Erst hatte die Staatsoper ihren Auftritt im ORF III, dann die Volksoper, und heute (3. Mai) um 20.15 Uhr folgt als Abschluss der Livekonzertreihe der Musicalabend der Vereinigten Bühnen. Der ORF nimmt seinen Auftrag als Kultursender gerade in dieser kulturereignisarmen Zeit ernst. Obligate Sendehöhepunkte vom Sommernachtskonzert in Schönbrunn über Grafenegg und Mörbisch bis St. Margarethen fallen heuer allerdings zwangsläufig aus.
Wie sehr die fehlende Normalität schmerzt, merkten auch die 20 „Zuschauer“ vorigen Sonntag in der Wiener Staatsoper: Für deren Saisonpräsentation 2020/21 im ORF sang nämlich Anna Netrebko die Puccini-Arie „In quelle trine morbide“ in den fast leeren Saal, und nicht nur wegen der todtraurigen Klage der Manon hatten alle Wasser in den Augen.
Mehr denn je spüren wir: Kultur ist ein Lebensmittel. Aber etwas kann auch der beste mediale Lebensmittelhändler nicht liefern. Denn alles, was derzeit gesendet, gestreamt, via TVthek bereitgestellt oder an Videos über Handys getauscht wird, ist schön und gut. Aber noch schöner und besser ist stets das Live-Erlebnis, weil es das Wichtigste bietet: die Begegnung. Begegnung ist die Butter aufs Brot, schon gar in der Kultur. Und, wie hieß doch ein Werbespruch von seinerzeit? „Butter kann durch nichts ersetzt werden!“
Michael Tschida