­Es soll bald wieder Fußball geben, das baut auf, es baut übrigens auch Immunität auf. Lachen Sie nicht. Ist so. Der Entzug war grausam. Alles, was den Strom des Alltäglichen unterbricht und sich der Einebnung widersetzt, ist grundsätzlich gut: Feiertage, Sonntage, die Tavernetta al Molo bei Triest, Germknödel mit viel Mohnzucker, das Gedicht „Corona“ von Paul Celan, Champions League. Das Hinfiebern und das Nachhallen im Körper. Geht echt ab. Auch wenn im System Fussball, wie der deutsche Karl-May-Philosoph Richard David Precht neulich beim Lanz im Fernsehen gemeint hat, alles schiefgelaufen sei und weißrussische Verhältnisse Einzug gehalten hätten. Der Publizist und Suhrkamp-Autor Klaus Zeyringer berichtet heute im Blatt davon und holt in seinem Essay zur großen System- und Brachialkapitalismus-Kritik aus.

Vielleicht hilft die Corona-Krise ja ein klein wenig nach und sorgt auch da für eine Disruption zum Besseren: für mehr Chancengerechtigkeit zum Beispiel, damit die Macht der Kohle, die sich beliebig Hierarchie kaufen konnte, nicht schon nach der zweiten Runde alles kahlfrisst und klarstellt. Klare Verhältnisse töten jedes Spiel.

Nur eine Disruption bitte nicht. Fußball ohne Publikum. Ohne Choräle. Ohne schmutzige Sprüche. Ohne Sound. Noch das Spiel LASK gegen Manchester United in bitterer Erinnerung. Trostlos war nicht das Null-zu-Fünf, das war schwer okay, trostlos war die Menschenleere, das Hörenkönnen jedes Zurufs auf dem Platz im Fernsehen, das Fehlen von Energie-Übertragung. Wo oben nichts ist, kann auch unten, auf dem Spielfeld, nichts entstehen, jedenfalls nichts, was den Fußball schön und groß macht. Dann noch lieber ein paar Monate länger warten und leiden.

Precht, eine Art bundesdeutscher Konrad Paul Liessmann mit Mähne und geblumtem Slim-fit-Hemd, hat in der Sendung übrigens sehr hübsch erklärt, warum in einer Krise („Wir kapieren, dass wir nicht über der Natur sind, sondern ein Teil von ihr“) staatliche Verbote von den Menschen nicht empört zurückgewiesen, sondern im Kollektiv mitgetragen werden. Wo Angst da sei, Bedrohung und Unsicherheit, fühle man sich durch Verbote nicht in seiner Individualität herausgefordert, sondern im Gegenteil geschützt und geborgen. Nur blöd, dass dieser psychologische Mechanismus in der Klimakrise nicht funktioniert hat. Da ist ein Verbot von Plastiktaschen und Stinkern in der Innenstadt schon als schwere Menschenrechtsverletzung empfunden worden.

Muss nachdenken darüber, vielleicht Anfang Mai beim Geisterspiel Admira gegen St. Pölten.