Das Bild ist den meisten wohl mittlerweile vertraut: Kanzler, Vizekanzler, Gesundheits- und Innenminister marschieren auf und geben, genau in dieser Reihenfolge, ihre Statements zur Coronalage ab.
Eine Leserin wundert sich über die jeweiligen Minuten davor. Da wird ein Reporter oder Reporterin, jeweils am Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt stehend, vom Studio aus befragt, was denn in der Pressekonferenz mitgeteilt werden würde. „Das ist pure Kaffeesudleserei“ beschwert sich Frau H.
Das schien mir auch so. Ich fragte beim Kollegen Michael Jungwirth in Wien, oft selbst vor Ort, nach. Na ja, meinte der, das stimme nicht ganz. Die Pressesprecher der betreffenden Ministerien gäben schon oft vorher in groben Zügen die Themen ihrer Chefs bekannt. Also doch eher Kaffee ohne Sud.
Der ORF als Ganzes ist an dieser Stelle ja schon oft genug hochgelobt worden. Auch von mir. Deshalb möchte ich hier etwas kritisch anmerken. Wenn alle Minister gesprochen und die Journalisten mit ihren Fragen beginnen, steigt das Fernsehen rasch aus und verweist auf die TV-Thek. Das hat etwas Altvatikanisches: Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, Sache erledigt. Das erweckt ein bisschen den Eindruck eines Regierungsfunks, der der ORF ganz sicher nicht sein will.
Frido Hütter