Im allgemeinen Virusinferno ist eine kürzlich veröffentlichte Studie einigermaßen untergegangen: der aktuelle Österreichische Insektenatlas. Dieser belegt, dass sich seit 1990 deren Biomasse auf ein Viertel verringert hat. Unfassbar. Wer dabei bloß an lästige Wespen oder Mücken denkt, liegt ganz falsch.

Unter den bisher bekannten 1,8 Millionen Tierarten sind mehr als die Hälfte Insekten. Sie befruchten unsere Pflanzen, bekämpfen Schädlinge, fördern die Bodenfruchtbarkeit, dienen vor allem Vögeln als Nahrung.
Der Weltrat für Biodiversität meint, ohne Insekten würden Ernteerträge je nach Pflanze um bis zu 90 Prozent einbrechen. Und doch ist es gerade die Großlandwirtschaft, die mit ihren Pestiziden und Agrarsteppen ein Hauptschuldiger dieser Entwicklung ist. „Eine ökologische Katastrophe, die uns alle treffen wird“, nennt es der Biologe Dave Goulson von der britischen Universität Sussex.

Man könnte noch umsteuern. Zum Beispiel mit Äckern, die nicht den letzten Zentimeter Boden vereinnahmen, sondern Platz für Gebüsch und Raine lassen. Mit Agrarpolitik, die den Bauern faire Preise garantiert, statt sie per Subventionen zu Industriellen hochzupuschen.
Aber auch wir, besonders jene mit etwas Grund, sind gefordert. Wir müssen uns vom geschniegelten Kleinbürgergärtchen mit Rasentapete losdenken. Pflanzenvielfalt bringt Artenvielfalt. Bei Insekten und Vögeln. Erst am Freitag schrieb meine Kollegin B. P. über Frühblüher und Vogelmagneten. Etwa 260 Vogelarten sind bei uns heimisch, wie viele davon sieht man noch?

Wir sollten mehr „verwildern“ lassen. Das gilt auch für öffentliche Parks. Unsere Grünflächenästhetik ist falsch. Lasst tausend Blumen blühen und sei es im Topf auf dem Balkon. Mit Osternestern war es heuer eh nicht weit her, legen wir dafür Sommernester an.