Das Interessante an historischen Krimis ist ja: Wie kriegen die – ohne DNA-Analyse, ohne gscheite Spurensicherung, ohne Überwachungskameras (gut, zur Not tut’s der neugierige Hausbesorger) – den Täter? Nach dem ersten „Vienna Blood“-Fall ist das geklärt: Mithilfe eines „Profilers“ – das ist jener Beruf, den viele vermutlich erst über den Briefbombenbauer Franz Fuchs kennengelernt haben.

Im Wien der Jahrhundertwende wird der junge Arzt und Psychoanalytiker Max Liebermann jedenfalls als „Profiler“ zum Partner des nicht sehr erfolgreichen Inspektors Oskar Reinhardt.

Die letzte Seánce“ von gestern machte durchaus Lust auf mehr. Sehr schön und stilsicher gefilmt, mit ein paar Grauslichkeiten (Elektroschockbehandlung), dezentem Schmäh und komplexer Chemie zwischen Juergen Maurer und Matthew Beard. Die Beschreibung vom Wien des Jahres 1906 (Titelversessen; für alles gibt es eine Vorschrift; die falsche Frisur kann den Ruf einer Familie ruinieren), der gesellschaftsfähige Antisemitismus, der reiche Unternehmer, der glaubt, sich alles leisten und alle kaufen zu können - das gibt es auch heute.
Nur bei einer Verfolgungsjagd über die Dächer tragen heutige Kommissare keinen Hut mehr. Eigentlich schade.