Wenn Heinz Christian Strache noch irgendwelche Restillusionen gehabt haben sollte, ob es vielleicht noch eine Zukunft innerhalb der FPÖ für ihn geben könnte, Herbert Kickl hat sie beseitigt. Im Gespräch mit Wolfgang Fellner blieb Mittwoch Abend nicht viel übrig vom einstigen Retter der Partei, der die FPÖ in schwindelnde Höhen geführt hatte. Höhepunkt des Abends: Fellner lotet das Verhältnis zwischen den beiden Männern aus. Strache sei ja oft da gesessen – er deutet auf den Platz Kickls – mit gelb angemalten Zetteln, „die ja von Ihnen waren“, sagt Fellner, grinst und wartet auf die Reaktion. Aber da kam kein Dementi, nichts. Kickl bestätigt schweigend, dass die Interviewnotizen und Reden seines langjährigen Parteichefs von ihm gefertigt waren.
Auch sonst ließ er nicht viel übrig vom Ex-Chef. Kickl über Straches Reaktion auf das Ibiza-Video: „Da muss ich einmal sagen, das war ein Fehler.“ Er, Strache sei eben nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Und dann die Spesenaffäre: ob man denn, fragt sich Kickl rhetorisch, wenn man die Möglichkeit hat, zuzugreifen, auch zugreifen müsse? Genau das hat Strache offenbar getan, sagt Kickl zwischen den Zeilen und fordert ein besseres innerparteiliches Kontrollsystem. Indirekt bestätigt Kickl auch den Verdacht, der Parteichef habe Belege manipuliert. So gut, dass es nicht zu merken gewesen sei.
Thomas Götz