Das Angebot von Netflix ist nicht immer ganz durchschaubar. Neben unglaublich vielen Serien und nicht ganz so vielen Filmen bietet das Streamingportal auch Zugang zu jeder Menge Stand-up-Comedy. Diese sehr angloamerikanische Form von Humor dürfte bei uns eher ein Nischenprogramm sein, selbst Topstars des Genres wie Ricky Gervais und Louis C. K. bleiben hierzulande Geheimtipps.
Erstaunlich ist aber, welche Perlen sich da vestecken. Wer wissen möchte, was Stand-up-Comedy kann, dem sei etwa zu „Nanette“ von Hannah Gadsby geraten. Die Australierin sprengt darin alle Regeln des Formats. Ihr Programm ist eine Mischung aus Pointengewitter, Humoressay und politischer Brandrede.
Gadsby, die aus dem ziemlich konservativen Tasmanien stammt, sammelt zwar auch Lacher über den Umstand ihres nicht ganz einfachen lesbischen Lebens ein. Doch sie zielt weit darüber hinaus. Sie entlarvt die systematische Diskriminierung, der Homosexuelle ausgesetzt sind, sie stellt infrage, ob Humor überhaupt als Instrument zur Gleichberechtigung taugt oder ob sie sich mit ihren Witzen nicht auf die Seite der Unterdrückung schlägt. Und sie wird dabei so radikal persönlich, dass es wehtut. Kurz gesagt: „Nanette“ ist das Werk einer großen Künstlerin.