Nun reibt man sich wie verschlafen auch in Europa die Augen: Eine „gute“ Gentechnik – gibt es die? Guten Morgen, verehrte Herrschaften von Brüssel bis Straßburg, willkommen in der neuen Wirklichkeit der Gen-Schere CRISPR/Cas9. Während in der EU die Agrarlobbyisten aller Länder jahrelang für eine gemeinsame Bioverordnung benötigen, die der kennzeichnungspflichtigen Agrarproduktion genauere Bioanbau-Kontrolle vorschreibt, ist man in den Laboren von US-Universitäten und Saatgutkonzernen wie Bayer, vormals Monsanto, längst zum Eingemachten vorgedrungen: der Veränderung des Genoms, des Kerns des Lebens, auf quasi mechanische Weise – und damit akzeptierbarer Gentechnik im Gegensatz zur weithin gefürchteten Gentechnik durch Vermengung verschiedenartigen Erbgutes. „Ja dürfen's denn das? Und noch dazu ohne Kennzeichnungspflicht?“ Darüber entscheidet heute der Europäische Gerichtshof auf Antrag eines französischen Gerichts.
Adolf Winkler