Ägypten hat gewählt, ohne eine Wahl zu haben. Drei Tage dauerte das zynische Spektakel am Nil, dann hatte Ex-Feldmarschall Abdel Fattah al-Sisi seine zweite Amtszeit unter Dach und Fach. Die überwiegende Mehrheit seiner Untertanen hielt sich fern, einen echten Gegenkandidaten gab es nicht. Und so geht Sisis Militärdiktatur in ihre nächste Runde. 60.000 politische Gefangene, 15.000 Prozesse vor Militärgerichten, Folterverhöre und endlose Untersuchungshaft prägen inzwischen den autoritären Normalzustand genauso wie ein Regime, das alle Verbrechen und Missstände leugnet. Staatschef al-Sisi selbst ließ alle potenziellen Mitbewerber verhaften oder massiv einschüchtern, um dann im Fernsehen zu heucheln, er habe sich wirkliche Konkurrenz gewünscht – zumal in Ägypten selbstverständlich jeder frei seine Meinung äußern könne.