Markus Söder war sich noch nie zu schade für „a echte Gaudi“. 2014 erschien er beim Fasching als grüne Comicfigur Shrek neben seinem landesväterlich seriös angezogenen Chef Horst Seehofer (Schlagzeile: Der Seehofer-Shrek). Einmal erschien der bayerische Finanzminister als Punk mit rot-weißer Irokesenfrisur. Einmal gar trat er als Seehofer-Kopie auf – wobei ihm diese Rolle freilich keiner ernsthaft abnahm. Lautsprecher der CSU mit Zug zum Tor, ein Freund rhetorischer Keulenschläge. Söder ist ein Abziehbild von dem, was man sich unter einem krachledernen Bayern vorstellt. Dabei ist er als Franke genau genommen nicht einmal das. Wer sich dann noch vor dem Märchenschloss Neuschwanstein in königlicher Pose fotografieren lässt und das Bild durch die sozialen Medien jagt, hat ohnehin keinen Genierer.

Wer ihn aber deswegen nur als Clown abstempelt, unterschätzt Söder maßlos – so wie offenbar auch Seehofer. Er nannte seinen Erzfeind-Kronprinzen „vom Ehrgeiz zerfressen“, er habe „charakterliche Schwächen“ und leiste sich „zu viele Schmutzeleien“. Einen „Alkoholiker der Macht“ nennt man ihn im Parteivorstand in München. Doch Söder ist auch ein exzellenter Netzwerker mit ordentlichem Rückhalt in der CSU.