Es gilt die Unschuldsvermutung. Zumindest ist Peter Pilz nicht der allein Schuldige am Elend der Grünen, die nach momentanem Stand aus dem Nationalrat fliegen. Die Abspaltung des altgedienten Unbequemen hat seiner Mutterpartei wohl nur den finalen Schlag nach einer langen Serie an Pannen verpasst.
Umso bemerkenswerter ist der (Wieder-?)Einzug des 63-jährigen Listengründers. Er benötigte für den Erfolg nur wenige Wochen Listen-Dasein, kaum Budget, keine ORF-Duelle und nur ein einziges Plakat. Dafür lieferte er flotte Sprüche, unangepasste Standpunkte und ein in dieser Form noch nicht da gewesenes Profil eines Linkspopulisten mit punktuell rechten Forderungen.
Der Pilz-Erfolg führt vor, dass dank Internet heute kein flächendeckender Parteiapparat mehr nötig ist, um in der breiten Fläche unseres Landes auf Wählerfang zu gehen. Das birgt Chancen und Risiken: Bunte Parlamente sind belebend. Aber Regierungsfähigkeit braucht klare Mehrheiten. Ernst Sittinger