Am Vormittag kommt der „Report“ und will über die Steiermark und die steirischen Wahlen reden. Lieber würd‘ ich ja über das Grazer Derby reden und die zwei Welten, und welcher der beiden Vereine die Fans seinerzeit mit der Pferdekutsche vor dem Stadion absetzte und welcher die Hackler, aber es kann sein, dass ich mit dem Vorschlag nicht durchkomm‘.
 
Also gut, die groben Linien. Die ÖVP normalisiert sich auch in der Steiermark zurück auf die Zeit vor Sebastian Kurz. Und die FPÖ normalisiert sich zurück auf die Zeit vor Ibiza. Wohlstandsunzufriedenheit hat kein Gedächtnis. Die eine Partei normalisiert sich also hinunter, die andere hinauf. Zwischen beiden ist auch in der Steiermark viel Treibsand unterwegs. Auch eine Art steirisches Derby, aufgeladen durch den Umstand, dass es in der Steiermark seit jeher eine starke, agrarisch geprägte nationale Unterströmung gibt.
 
Seit jeher heißt seit den Zeiten eines Gorbach, jenes Steirers, der als ehemaliger KZ-Häftling nach dem Krieg die Ehemaligen integrierte (wie in Kärnten die Wedenig- und Wagner-SPÖ). Von all dem ist in der steirischen ÖVP derzeit weniger zu vernehmen. Eher hört man mit bangem Unterton den Erdkundler Joschi Krainer zitieren und dessen großen Satz: Wenn‘s rutscht, rutscht‘s. Der Satz ist so etwas wie die dunkle Umkehrung der positivistischen Tautologie des Schirennfahrers Rudi Nierlich: Wenn‘s laft, laft‘s.
 
Die steirische ÖVP hat nur noch sechs Wochen Zeit, den Sog von Krainer auf Nierlich zu drehen und überlegt grad fieberhaft, wie. Sie versucht es - viel mehr strategische Varianten bleiben ihr nicht - mit der Zuspitzung auf ein Duell zwischen uns (dem „Steirertum“) und denen.
 
Allzu sehr personalisieren kann Christopher Drexler die Zuspitzung freilich nicht, weil er zum einen in der landesväterlichen Rolle noch nicht restlos aufgegangen ist, und weil zum anderen sein urbanes, eher kopfbetontes Modernitätsangebot, das er verkörpert, draußen am Land kulturell noch nicht vollends angekommen ist.
 
Und dann operiert eine Duell-Strategie, wenn sie erfolgreich sein will, halt immer auch mit einer abschreckenden Wirkung, was das Vis-a-Vis betrifft. Christopher Drexler ist aber entwicklungsgeschichtlich noch kein Wallner und sein Gegenüber kein unerfahrener, 32-jähriger Jungspund, sondern mit Mario Kunasek ein ehemaliger Minister mit bürgerlichem Habitus und der Aufschrift „soziale Heimatpartei“ auf dem Trachten-Gilet.
 
Die intendierte kulturelle Abgrenzung wird also nicht ganz einfach und unkomplex werden. So klar und eindeutig wie die zwischen Sturm und GAK, zwischen Hackler und Postkutsche, ist sie nicht.
 
Mehr kann ich dem „Report“ leider nicht mitteilen.