Was die Umfragen je nach persönlicher Neigung erwarten oder befürchten ließen, ist am Ende wahr geworden: Der Wahlsieg der FPÖ markiert eine geschichtliche Zäsur. Erstmals konnte die Partei in einer Parlamentswahl die meisten Stimmen auf sich vereinen. Und: Erstmals verfügen ÖVP und SPÖ, jene beiden Parteien, die diese Zweite Republik über viele Jahrzehnte politisch und kulturell geprägt und dominiert haben, mit allen Verdiensten und Verdrusserscheinungen, über keine stabil abgesicherte Mehrheit mehr. Sie können zusammen auch keine bruchfeste Regierung mehr bilden, selbst wenn sie das anstrebten. Sie benötigen dafür eine dritte Kraft. Das ist ein tiefer Einschnitt in die politische Topografie des Landes und verleiht dieser Wahl den Hauch einer Zeitenwende. Der Bruch der alten rotschwarzen Hegemonie, er war Jörg Haiders Lebenstraum. Der Texter seiner Büttenreden erfüllt ihn.