So manches hallt noch nach vom ersten TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris. Besonders bizarr war die Mär des Republikaners über die Kleinstadt Springfield in Ohio im Mittleren Westen der USA. Dort sollen, so hörte Trump das im Fernsehen und so berichteten das seinem Mitläufer J. D. Vance Menschen per E-Mail, haitianische Einwanderer Haustiere entführen und aufessen.
Allein: In der dortigen Stadtverwaltung weiß man davon nichts, die Geschichte ist frei erfunden. Auch aus Haiti gab es ein offizielles Statement, wonach Trumps Aussagen, „die Würde unserer Landsleute untergraben und ihr Leben in Gefahr bringen könnten“. Egal: Trump, für den zu Scham und Wahrheit, vorsichtig formuliert, nicht im Vordergrund stehen, brachte den Nonsens auch in der TV-Diskussion zum Besten. Harris‘ Gesichtsausdruck sprach Bände (siehe Video über diesem Absatz).
Danach taumelte Trump in seiner unseligen Revue gleich weiter zu einer Attacke auf den US-Pop-Hyperstar Taylor Swift: Diese gab nun ihre Unterstützung für Harris und ihren Mitstreiter Tim Walz offiziell bekannt. Dafür werde sie wahrscheinlich auf dem Markt „einen Preis zahlen“, so Trump über die weitere Karriere von Swift, die als Gegenbeweis bei den MTV Video Music Awards prompt gleich sieben Preise abstaubte. Das klang nach einer Drohung Trumps, vor allem aber nach einer Behauptung, die nachweislich an den Haaren herbeigezogen ist.
Der Instagram-Beitrag, in dem die 34-Jährige ihre Unterstützung für das demokratische Präsidentschafts-Tandem publik machte, erreichte binnen einer Viertelstunde eine Million Likes, mittlerweile sind es weit über zehn Millionen. Der US-Wahlkampf ist als Show angelegt, doch kann Swift junge Nichtwähler mobilisieren und Wechselwähler den nötigen Drall in Richtung Harris/Walz geben, könnte das dem eigenen Sud watenden Trump massiv schaden.
Trump bewies während der TV-Diskussion und kurz danach, dass er Politik als Solo-Schlammringen anlegt: Fern von Fakten, aber stets mit einer Drohgebärde im Anschlag. Tiefe Einblicke, die seinen hartgesottenen Fans, die ihn nur so kennen, vermutlich einerlei sein werden. Doch die volatile Menge, die bis jetzt noch nicht genau weiß, wem sie ihre Stimme geben wird, könnte durchaus einen klareren Blick bekommen haben.