Auf der Suche nach dem schönsten Flecken Sardiniens fand sich Ihre Morgenpostlerin unlängst an einem erstklassigen Styler- und Poserstrand wieder. Ziel war es eigentlich, die Schönheit des Eilands zu bestaunen, nicht jene der plastischen Chirurgie. Aber wo man schon mal da war, ließ sich zumindest recherchieren, wie Models, Fußballmillionärsfrauen und Influencerinnen ihre Makellosigkeit unter sengender sardischer Sonne konservieren. Wer dort etwas auf sich hält, knüpft drei Bänder zu einer Bikinihose, trägt ein Face-Shield, um das neuerworbene Näschen zu schützen, überlässt das Kindergeschrei den Nannys und seinen gestählten Luxuskörper den Massagekünsten einer lächelnden Fachkraft aus Thailand. Monatelanges Training, Entbehrungen und Diäten, um ein paar Tage am Strand top auszusehen – wie gut, dass ich da nicht mitgemacht habe.

Einem Reiz konnte ich mich allerdings nicht entziehen: Dem Glitzern und Funkeln der zahllosen Ketten, Armbänder und Sonnenbrillen, die Karawanen von schweißgebadeten Strandverkäufern an uns vorbei schleppten. Auch die italienischen Beachbeautys, die sich wohl allesamt Fabergé-Eier zum Umhängen leisten könnten, gerieten ob der billigen Pracht in Verzückung und ließen sich unter staunenden „Ohs“ und „Ahs“ immer neue Versionen derselben Plastikperlen zeigen. Vielleicht hat der ein oder andere Verkäufer von seiner gefährlichen Überfahrt, den prekären und illegalen Arbeitsbedingungen, Schicksalsschlägen oder Sehnsüchten erzählt – jedenfalls hatte man bei der Kundschaft leichtes Spiel. Auch mit mir, obwohl ich in Schmuckfragen eigentlich günstig in der Erhaltung bin. Drei Fußkettchen (zwei davon offenbar schon im Eigentum meiner Töchter) zu je 20 Euro zieren nun das Gebein. „Bei einem Materialwert von 50 Cent also die Deluxe-Variante einer Fußfessel, vermutlich sponsored by Signa“, wie mein maximal Mode-ignoranter Vater beim Wiedersehen bilanzierte.

Doch nicht nur überstrapazierte Urlaubsbudgets werden dieser Tage gnadenlos abgerechnet, auch die heimische Politik nähert sich langsam dem Kassatag. Schon zur Trennung treibend, bejubelt die türkis-grüne Regierung noch schnell die letzten gemeinsamen Beschlüsse als Entscheidungen von epochaler Bedeutung. Sie weckt damit Erinnerungen an die Flitterwochen des Bündnisses, das im Regierungsprogramm das „Beste aus beiden Welten“ umsetzen wollte.

So strahlte die grüne Umweltministerin Eleonore Gewessler, als sie den über 300 Seiten dicken Nationalen Klimaplan bei der Pressekonferenz in die Höhe reckte. Immerhin war es gelungen, einen monatelangen Streit mit Europa-Ministerin Karoline Edtstadler beizulegen, die Gewesslers Erstlingswerk aus Brüssel retournieren ließ. Nun liegt das Papier offiziell vor, mit etwas Verspätung wurde die Arbeit abgegeben. 

Ob es dafür gute Noten gibt, bleibt abzuwarten. Der Klimaplan hat zwar viele eng bedruckte Seiten, doch er enthält neben einer Aufzählung bereits getroffener Maßnahmen vor allem Ankündigungen und Annahmen, wie Österreich das von der EU vorgegebene Ziel erreichen will, die schädlichen Treibhausgase bis 2030 zu halbieren. Umsetzen muss den Plan ohnehin erst die nächste Regierung. Die Zweifel, ob dies gelingt, sind beträchtlich: Nicht einmal die von Gewessler angekündigte Abschaffung des Dieselprivilegs ist mit dem Kanzler koordiniert. Vielleicht aber rechnete man beim Planen einfach damit, dass Karl Nehammer dem nächsten Kabinett nicht mehr angehören wird.

Noch ausständig, aber bald zu erwarten, ist die Einigung auf die überarbeitete Sicherheitsstrategie. Die aktuell gültige stammt aus der Zeit vor der Eroberung der Krim durch Russland. Der Handstreich hatte Österreich nicht gestört, Wladimir Putin wurde bei der Verlängerung der Gaslieferverträge bis 2040 in Wien noch mit höfischen Ehren umschmeichelt. Erst nach dem Überfall auf die Ukraine wendete sich das Blatt. Offen blieb bis dato aber, wann und wie wir die Abhängigkeit von russischem Erdgas endgültig beenden können. Nun bahnt sich ein lauer Kompromiss an: Der Ausstieg soll 2027 kommen, doch dies steht nur in der Doktrin, nicht in einem Gesetz, wie es der grüne Vizekanzler Werner Kogler forderte. Die Vorsicht hat einen Grund: Wer entschädigt die OMV, sollte die Gazprom nach 2027 weiter liefern und Österreich somit zahlen müssen?

Vor dem Wahltag nicht mehr beschlussfähig bleiben wohl die umkämpften Justizthemen: die Neuregelung zur Handysicherstellung und ein staatliches Pouvoir für das Überwachen von Messenger-Diensten. Wie rechtlich und technisch komplex dieses Unterfangen werden könnte, hat Wirtschafts- und Multimedia-Redakteur Markus Zottler heute mit der renommierten Kryptografin Maria Eichlseder analysiert. Der Innenminister mag weiter heftig tönen - aber auch diese Entscheidung wird vermutlich der Nachfolgeregierung überlassen, meint Ihre