Kritik auszuhalten, soll ja für manche Lehrerinnen und Lehrer recht schwer sein. Das ist logisch, sie sitzen ja meistens am längeren Ast. Nun, Markus Höß, der Direktor des oberbayrischen Gymnasiums Dorfen, wollte sich in Sachen Selbstüberschätzung jetzt aber noch ein fetteres Denkmal bauen. Ist ihm gelungen. Weil der Abschlussjahrgang seiner Meinung nach zu wenig „Reife“ an den Tag gelegt hatte, verweigerte er 105 Schülerinnen und Schülern das Abiturzeugnis und verließ wutentbrannt den Festsaal mit verdutzt dreinblickenden Eltern. Niveaulos sei nicht nur der Abi-Scherz, sondern auch die Abi-Zeitung und die Abi-Rede gewesen, sagt Höß.
Außerdem wurde wohl hart Party gefeiert in der Nacht davor. Wie es sich gehört: in der Schule. Was nicht sein müsste: mit viel Wodka. Die Schüler konterten, dass Höß ein „diktatorisches System“ errichtet habe. Wie soll man sagen ... Auch wenn es fies klingen mag, dass die Schüler von einem „Gefängnis ... äh ... Schulleiter“ gesprochen haben, gibt es doch in Wahrheit nur einen einzigen Zeitpunkt, so ein System zu kritisieren, ohne persönliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Und der ist am Ende, wenn die Noten fix sind. Der Direktor sah „rote Linien“ überschritten und belehrte vor seinem polternden Bühnenabgang das Publikum noch einmal ausgiebig: „Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke die Folgen.“ Hört, hört, möchte man ihm zurufen, denn genau das gilt auch für ihn selbst. Er darf den Ferienstart mit einer Diskussion rund um seine Humorlosigkeit erleben. Prognose: Nächstes Jahr wird der Abi-Streich einfach verboten. Ist sicherer.