Laptops und Smartphones sollten erst Jahre später Alltag und Kommunikationsverhalten prägen. Und der Fernseher im Internatszimmer Ende der 1990er-Jahre musste nach 22 Uhr ausgeschaltet sein. Meist hielten sich die Bewohner an die Vorgabe, doch immer wieder sollte gegen 23.15 Uhr doch noch einmal der Griff zur Fernbedienung erfolgen. Zu verlockend war es, mit der Harald-Schmidt-Show eine Welt intellektuellen, sprachlich gehaltvollen und bösartigen Humors zu entdecken. Der Grat zwischen anspruchsvoll, scharfsinnig, zynisch und untergriffig war bisweilen ein schmaler. Schmidt war schon politisch inkorrekt, bevor der Terminus weite Verbreitung fand. Die Latte, die der Schwabe mit seiner legendären Late-Night-Show legte, war eigentlich für alle, die nachfolgen sollten, zu hoch. Schmidt analysierte pointiert Alltagssituationen, spielte historische Ereignisse mit Playmobil nach, forderte das Publikum mit Bilderrätseln heraus, improvisierte reaktionsschnell mit seinen Sidekicks und trieb Gäste zur Verzweiflung.