Wahlkämpfe seien „Zeiten fokussierter Unintelligenz“, befanden Sie einst. Und das muss man Ihnen lassen: Es war einer der großen, weisen Sprüche zur Demokratie. Von güldener Güte und ewiger Gültigkeit. Nun aber treten Sie als Ex-Politiker offenbar noch zusätzlich den Wahrheitsbeweis an. Denn Sie sind Teil einer Plattform, die sicherheitshalber schon vor der Wahl den politischen Spielraum einschränken will. Alle anderen Parteien, so der Plan, sollen hoch und heilig versprechen, nie und nimmer mit der bösen FPÖ in eine Koalition zu gehen. Das kann man womöglich als ehrenvolles Ansinnen begreifen. Nur gibt es halt blöderweise ein kleines Problem: Regierungen brauchen das Vertrauen des Nationalrats, und der wird noch immer vom Volk bestellt. Indem Sie die FPÖ mit wackerem Wunschdenken an den Rand drängen, beseitigen Sie noch nicht die Probleme, die die FPÖ-Wähler dringend gelöst sehen wollen. Im Gegenteil: Sie radikalisieren das „dritte Lager“ und nehmen Brüche, Spaltungen, Irritationen in Kauf.