Ihre Morgenpostlerin ortet einen neuen Trend. In der familiär-freundschaftlichen Chatwolke, die bisher nur Kinder- und Haustierbilder ausgiebig erörtert hat, tummeln sich seit Kurzem auch Szenen aus dem Ring – offenbar ist Boxen wieder gewaltig in. Vorbei das Interesse an Kochrezepten oder Yogatricks, jetzt geht es plötzlich um den rechten Haken für unsere Nachwuchs-Alis. Man tänzelt und hängt zwischen den Seilen, wohl auf den Spuren der vielen Influencer, die mit Schaukämpfen inzwischen Millionen verdienen: Logan und Jake Paul lassen in den USA die Kassen klingen, Deutschlands TV-Entertainer Stefan Raab möchte sich alsbald wieder von Ex-Boxweltmeisterin Regina Halmich vermöbeln lassen und auch die Internet-Cäsaren Elon Musk und Mark Zuckerberg drohen unentwegt, gegeneinander in den Ring zu steigen. Vielleicht ist es der krisenhaften Weltenlage mit ihrem Ukrainekrieg und dem Eskalationspotenzial in Nahost geschuldet, dass immer mehr der Faszination des Nahkampfs unterliegen. Denn selbst unter Staats- und Regierungschefs dürfte das Boxfieber grassieren: Emmanuel Macron inszenierte sich gleich so provokant als Schwergewichtler, dass ihm der Sandsack-geeichte Karl Nehammer beim letzten Parisbesuch rote Boxhandschuhe vermachte. „Ich glaube, der Präsident hat sich darüber gefreut, vielleicht ein bisschen gewundert“, hieß es daraufhin höflich von Chefdiplomat Gilles Pecout. Zumindest in Botschafterkreisen scheint man sich mit Boxern (noch) nicht die Hände schmutzig machen zu wollen…