Wir kennen sie alle: die ritualisierten Jahres-, Fest- und Gedenktage, bei denen man sich in einem feierlichen Ambiente versammelt, um sich eines bedeutenden Moments, vielfach einer Zäsur in der eigenen Historie zu erinnern, die entweder Licht oder Schatten auf die Gegenwart wirft. Am Nationalfeiertag wird die Wiederherstellung der Souveränität gefeiert, am 1. Mai geht das Hochamt der Sozialdemokratie in Wien und andernorts über die Bühne. Bei den Veranstaltungen zur Reichspogromnacht wird der staatlich verordneten Übergriffe auf Jüdinnen und Juden im November 1938 gedacht. In jeder Rede wird das „Nie mehr wieder“ beschworen, ehe man auseinandergeht und der Alltag weitergeht.