Mit sweet sixteen wurde Ihre Morgenpostlerin samt Klassenkameraden für ein mehrwöchiges Schulaustauschprogramm nach Amerika verfrachtet. Sprachliche und kulturelle Fortentwicklung standen ganz oben auf der Agenda, bei Zweiterer schieden sich allerdings die Geister. Nachdem die Gasteltern den Mehrwert der führenden Fast-Food-Kette durch rekordverdächtige Großbestellungen belegen wollten und auch der Geschichtslehrer sein Seminar über amerikanisches Heldentum mit mehreren Harrison Ford-Filmen veranschaulicht hatte, waren wir zugegebenermaßen schon etwas abgehärtet – die Horrortradition von Halloween traf uns aber dennoch mit unerwarteter Wucht: In meiner Leihfamilie fand man anlassbezogen Gefallen an spontan platzierten Gummigliedmaßen, körperumhüllenden Spinnennetzen und einer batteriebetriebenen Fledermaus, die allen beim Öffnen der Haustür ins Ohr schrie. Der Nachbar hatte seinen Vorgarten in orangefarbenes Flutlicht getaucht und am Eingang einen Sarg mit Plüschbezug drapiert. Eigentlich recht einladend, hätte er hinter der Müllinsel nicht noch Plastikratten und ein Skelett versteckt. Wir spürten tagelang die heimliche Härte von Halloween, tappten in jede Ekel-Falle, schwankten von einer Geisterparty zur nächsten, verklebten die Mägen mit hochprozentigem Zuckerwasser und gruselten uns großartig vor uns selbst.