"Die aufgeworfenen Fragen, insbesondere die, die sich auf Rassismus beziehen, sind besorgniserregend", hieß es in einer vom Buckingham-Palast am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung der Queen.
Die Vorwürfe würden "in der Familie unter vier Augen besprochen". Sie sei "traurig, das ganze Ausmaß zu erfahren, wie herausfordernd die vergangenen Jahre für Harry und Meghan gewesen sind".
Ihr Enkel Prinz Harry, dessen Frau Meghan und deren Sohn Archie "werden immer sehr geliebte Familienmitglieder sein", fügte die Queen in der Erklärung hinzu. Es war die erste Reaktion des Palastes nach den heftigen Vorwürfen von Prinz Harry und seiner Frau Meghan in einem brisanten Fernsehinterview mit US-Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey am Sonntag. Unter anderem hatten sie der Familie mangelnde Unterstützung vorgeworfen und sie rassistischer Gedankenspiele bezichtigt. Als sie mit Sohn Archie schwanger gewesen sei, habe es Bedenken gegeben, "wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird", erzählte Meghan.
Rätselraten über royalen Rassisten
Von welchem Royal diese Aussagen kamen, wollte das Paar nicht sagen - lediglich Queen Elizabeth II. (94) und ihr Mann Prinz Philip (99) wurden später ausgenommen. Das Interview hatte auf beiden Seiten des Atlantiks Aufsehen erregt.
Meghan und Harry hatten in dem Interview mit US-Talkshow-Legende Oprah Winfrey schwere Vorwürfe gegen die Königsfamilie erhoben, ihr mangelnde Unterstützung vorgeworfen und sie rassistischer Gedankenspiele bezichtigt. Als sie mit Sohn Archie schwanger gewesen sei, habe es Bedenken gegeben, "wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird", erzählte Meghan. Die Ausstrahlung der Sendung im britischen Fernsehen hatte am Montagabend nach Angaben des Senders ITV mehr als elf Millionen Menschen an die Bildschirme gelockt.
Niemand wehrte sich gegen "koloniale Untertöne"
Ausdrücklich kritisierte Harry auch, dass keines seiner Familienmitglieder sich gegen "koloniale Untertöne" in Berichten der britischen Boulevardpresse gewandt habe. Vor allem dieser Vorwurf dürfte der stets um den Commonwealth bemühten Queen Sorgen bereitet haben. Sie steht an der Spitze des losen Staatenverbunds, dem 54 Länder angehören. Die meisten davon waren früher Teil des britischen Empires. In 16 dieser Länder ist die Queen auch Staatsoberhaupt.
Ausgerechnet am Montag hatte der Palast den "Commonwealth Day" mit einer aufgezeichneten Ansprache der Queen noch feierlich begangen. Von Wertschätzung war die Rede. Die Vorwürfe von Meghan und Harry dürften in einigen Ländern nun Zweifel daran geweckt haben, ob die Royals das tatsächlich ernst meinen.
Forderung nach Ende der Monarchie
Der ehemalige australische Premierminister Malcom Turnbull sah sich durch das Interview in seiner Forderung nach einem Ende der Monarchie in seinem Land bestärkt. Wenn die Queen einmal nicht mehr auf dem Thron sitzen werde, müsse man darüber nachdenken, ob der König oder die Königin Großbritanniens automatisch das Staatsoberhaupt Australiens sein solle, sagte er dem Fernsehsender ABC TV.
Meghans Vater verteidigt die Queen
Meghans Vater Thomas Markle verteidigte die Royals gegen den Rassismusvorwurf. "Ich habe großen Respekt für die Royals, und ich denke überhaupt nicht, dass die britische royale Familie rassistisch ist", sagte Markle dem britischen Sender ITV am Dienstagmorgen. Meghans Beziehung zu ihrem Vater gilt als zerrüttet und mündete sogar in einen Rechtsstreit, in dem es um private Briefe ging, die gegen ihren Willen veröffentlicht wurden.
"Ich vermute und hoffe, dass es nur eine dumme Frage von jemandem war", sagte der 76-jährige Thomas Markle. "Es könnte einfach so sein, dass jemand einfach eine blöde Frage gestellt hat, statt ein totaler Rassist zu sein." Der US-Amerikaner selbst ist weiß, Meghans Mutter ist schwarz. Der Vater bot seiner Tochter Meghan und Harry in seinem ITV-Interview an, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen und sich zu treffen. Wenn er vor dem Paar direkt höre, werde er auch aufhören, mit den Medien zu sprechen, kündigte Markle an.
Britische Medien in Aufruhr
Das Thema hatte die Schlagzeilen fast aller Zeitungen in Großbritannien am Dienstag dominiert. "Was haben sie getan?", titelte beispielsweise die "Daily Mail" zu einem Bild Meghans und Harrys. "Schlimmste royale Krise in 85 Jahren", hieß es auf der Titelseite des "Daily Mirror". Der "Guardian" bezeichnete die Rassismusvorwürfe als "vernichtend" und der "Daily Express" titelte: "So traurig, dass es so weit gekommen ist."