Das Königreich, derzeit eher geschüttelt und gerührt denn vereinigt, hielt den Atem an: Die britischen Royals im kollektiven Aufruhr, Showdown auf Schloss Sandringham bei Dersingham in der englischen Grafschaft Norfolk. Prinz Harry, Herzog von Sussex und seine Frau Meghan wollen nicht mehr nach der monarchischen Pfeife tanzen, sich abkoppeln und als autarker Außenposten ihr Leben bestreiten.

Es knackt gewaltig im royalen Gebälk und im ehernen Apparat, an dessen Spitze seit 68 Jahren Queen Elizabeth II. (93) thront. Wann "steht der Deal?", war die große Frage. Was gestern vom zweieinhalbstündigen Krisentreffen im inneren Zirkel der Royals, "Sandringham Summit" nannte es die Presse, nach Außen drang, klingt nach Kompromiss, darf aber vorerst nur als Teil-Entwarnung gelten.

"Sehr konstruktive Diskussion"

Man habe eine "sehr konstruktive Diskussion" geführt, hieß es im offiziellen Bulletin der Königin. Harry und Meghan erwarte nun eine "Phase des Übergangs", die die "Sussexes" sowohl im Vereinigten Königreich als auch in Kanada verbringen. Man hätte es bevorzugt, wäre die beiden "arbeitende Vollzeit-Mitglieder" der Royal Family geblieben, respektiere aber ihren Wunsch nach Selbstständigkeit. Ihre Familie und sie selbst unterstützten Harrys und Meghans Pläne, ein "neues Leben als junge Familie zu schaffen". Es handle sich aber um "komplexe Angelegenheiten", zu deren Lösung die Familie jedenfalls Zeit brauche, hieß es von höchster Stelle.



Ein Krisentreffen wie dieses darf als Weichenstellung für die Zukunft des britischen Königshauses gelten. Zuletzt ging in Hofkreisen die Angst um, dass bei einem völligen Scheitern der Unterredung ein schonungsloses Interview der Abtrünnigen das Image des Königshauses in Trümmer legen könnte. Herzogin Meghan (38) war per Skype von Kanada aus mit dabei, als es in ländlicher Idylle ans Eingemachte ging. Prinz Charles (71) verließ das Anwesen früh. Als Erster ließ sich aber Prinz Philip, der 98-jährige Ehemann der Queen, wegchauffieren – laut Medienberichten wutentbrannt über das Ansinnen der Jungen. Harry (35) und William (37) reisten kurz danach ebenfalls in separaten Range Rovers ab.



Auch wenn der "Megxit" formal rasch vollzogen werden sollte: Kann der Spagat zwischen relativer Verfügbarkeit für das britische Königshaus und einem eigenen Leben fernab von Buckingham Palace als Hybrid-Royal gelingen? Wesentlich sind nicht zuletzt finanzielle Aspekte: Obgleich Meghan in ihrer Zeit als Schauspielerin gut verdiente und Harry von seiner 1997 verstorbenen Mutter Diana geerbt hat, wurde das gemeinsame Dasein bis jetzt zu einem Gutteil vom Vermögen seines Vaters Charles bestritten. Womit wird Harry zukünftig sein Geld verdienen?

Andere noch auszuformende Details betreffen die Besteuerung künftiger Einnahmen der "Sussexes" und nicht zuletzt die Frage der Sicherheit: Harry und Meghan werden weiter 24-Stunden-Überwachung benötigen, für die der Steuerzahler nach Verlagerung ihres Lebensmittelpunktes kaum wird aufkommen wollen.

Brüder in Medienschelte vereint

Kurz vor Beginn des Krisentreffens zeigten sich Harry und William zumindest im Rahmen einer heftigen Medienschelte vereint: Das wenig freundliche Verhalten des Älteren gegenüber Meghan hätte zu einem Bruch zwischen den Brüdern geführt, hatte die "Times" berichtet. Harry und Meghan hätten sich durch die „herrische Haltung des Herzogs von Cambridge" beiseite gedrängt gefühlt – was ihre Fluchttendenzen verstärkt habe. Nichts davon stimme, hielten William und Harry entgegen. "Allen eindeutigen Dementis zum Trotz" würden hier "Falschmeldungen" gestreut. Nachsatz: "Für Brüder, die sich so sehr um die Fragen der psychischen Gesundheit kümmern, ist die Verwendung einer derart aufrührerischen Sprache beleidigend und potenziell schädlich."

Unterstützung durch das Volk ist ungewiss: Laut Umfrage der "Sun" fordern 81 Prozent der Briten, dass Harry und Meghan keinerlei Finanzhilfen mehr durch das Königshaus oder aus dem Steuertopf bekommen. 46 Prozent wollen, dass sie ihre Titel fortan abstreifen. Mit Fortsetzung dieses "Royal Rumble" ist jedenfalls zu rechnen.